Auktion: 381 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.06.2011 in München Lot 278

 
Helmut Middendorf - New York


278
Helmut Middendorf
New York, 1985.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Acryl auf Leinwand
Verso signiert, datiert und bezeichnet "New York". 213,5 x 178 cm (84 x 70 in)

Wir danken Herrn Helmut Middendorf für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Annina Nosei, New York (verso mit dem Etikett).

Während seiner Studienzeit 1973-79 an der Berliner Hochschule der Künste experimentiert Middendorf mit verschiedenen aktuellen künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten. Noch 1975 sind seine Arbeiten von scharfkantigen, stereometrischen Körpern geprägt. Durch die Anregungen seines Lehrers Karl Horst Hödicke, dem Ziehvater der Neuen Expressionisten in Berlin, wendet sich Middendorf jedoch in den späten siebziger Jahren einer gegenständlichen, betont malerischen Gestaltungsweise zu. Man zählt ihn zur Gruppe der "Jungen Wilden", die eine "heftige Malerei" proklamieren. In verschiedenen farblichen Kombinationen variiert Middendorf serienmäßig Themen, die aus der direkten Umgebung und der persönlichen Erfahrung gewonnen werden. In vehementer Gestik und greller Farbigkeit, bei der die Führung des Lichtes eine zentrale kompositorische Funktion erfüllt, veranschaulicht der Künstler die zuckenden Bewegungen der Tanzenden in der Kreuzberger Discothek SO 36 oder bannt die Haltung eines Rocksängers auf die Leinwand und macht sie so zu "Ikonen der Gegenwart". 1977 begründet Middendorf mit anderen Hödicke-Schülern die legendäre "Galerie am Moritzplatz" in Berlin-Kreuzberg, die neben Malerei, Zeichnung und Objektkunst auch Filme, Fotos und Performances zeigt. Seit 1979 hat Middendorf einen Lehrauftrag für Experimentalfilm an der Hochschule der Künste in Berlin, ein Medium, mit dem er sich parallel zur Malerei bereits während seines Studiums beschäftigt hat. Schlagartig bekannt wird der Künstler allerdings durch die Anfang 1980 im Berliner Haus am Waldsee stattfindende Gruppenausstellung "Heftige Malerei", wo seine Werke mit denen von Rainer Fetting, Salomé und Bernd Zimmer gezeigt werden.

Nach seinem Studienaufenthalt in New York 1980 zieht Middendorf nach Berlin Kreuzberg und setzt sich konsequent mit den Eindrücken des Großstadtlebens auseinander. "Malerei ist für mich nur interessant, wenn die Intensität, die ich von außen erlebe, sich in die Intensität der Bilder umsetzt. Natürlich ist dabei auch irgendetwas Imaginiertes [..] Ich versuche nie, das, was ich privat erlebe, in Bildformeln zu fügen, sondern die Arbeit geht darüber hinaus. Sie reflektiert die gegenwärtige Situation im größeren Kontext. Daraus versuche ich, Bilder zu entwickeln, Momente zu zeigen, die eine Art von Dualität haben, die sich einerseits direkt auf mich, andererseits auf den Gesamtkontext bezieht. Das ergibt im glücklichen Falle ein eindeutiges Bild, das über mich hinausweist." (zit. nach: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1988, S. 2).

Die direkte Betroffenheit, verbunden mit gleichzeitiger Wunschprojektion, die die Auseinandersetzung Middendorfs mit der Alltagswirklichkeit in Berlin und New York kennzeichnet, weicht in den jüngeren Arbeiten einer größeren emotionalen Abgeklärtheit. Über die Reduktion der Farbe und schließlich durch die Hinwendung zu neuen Themen findet er zu einer experimentellen Offenheit zurück. Die "schwarzen Bilder", die Ende der 1980er Jahre entstehen und sein eigenes Leben, seine Position als Künstler reflektieren, sind Zeichen für einen neuen Aufbruch. [SM].




278
Helmut Middendorf
New York, 1985.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)