Auktion: 380 / Moderne Kunst am 04.06.2011 in München Lot 115

 
Pablo Picasso - Bacchanale au Taureau noir


115
Pablo Picasso
Bacchanale au Taureau noir, 1959.
Farblinolschnitt
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 53.680

(inkl. Käuferaufgeld)
Farblinolschnitt
Baer 1253 B g 2 ß (von g 2 ß). Bloch 935. Signiert. Eines von ca. 70 Exemplaren des letzten Zustandes, davon ca. 20 unnummeriert. Auf festem Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 52,7 x 64 cm (20,7 x 25,1 in)Papier: 62 x 75 cm (24,4 x 29,5 in).
Herausgegeben von Galerie Louise Leiris 1960.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Die Neigung zur Kunst wird Pablo Picasso schon von seinem Vater, der Kunstprofessor an der Akademie in Barcelona ist, in die Wiege gelegt. Picassos Gemälde aus den frühen Pariser Jahren zeigen Einflüsse von Toulouse-Lautrec, Daumier und Gauguin. Die Auseinandersetzung mit Jugendstil und Symbolismus führen Picasso zum Stil seiner "Blauen Periode", in der der elende, magere, leicht anämische Mensch zum Bildthema wird. Es dominiert der Pessimismus der Fin-de-Siècle-Stimmung. Anders zeigt sich die folgende "Rosa Periode", die im Umfeld eines innovativen Künstlerkreises in Paris zu neuen Ausdrucksformen führt. Arbeiten in zarten Pastelltönen entstehen, die oftmals Szenen aus der Zirkuswelt zeigen. Die "Demoiselles d'Avignon" aus dem Jahr 1907 markieren den Auftakt zu seiner kubistischen Periode, mit der er den klassischen Formenkanon sprengt. Die von 1909 bis 1912 entstandenen Werke zählt man zum analytischen Kubismus: die Bildoberfläche wird in rhythmisch geordnete Flächenteile zergliedert. Ab 1912 bindet Picasso außerdem konkrete Objekte ein und es entstehen erste Collagen. Nach einer realistischen Phase um 1915 und der Beschäftigung mit dem Ballett Diaghilews 1917 gelangt Picasso zu einem neoklassizistischen Stil. Fünf Jahre später stößt er durch seine Auseinandersetzung mit dem Surrealismus abermals in neue Ausdrucksbereiche vor. Den nächsten Wendepunkt markiert das 1937 entstandene Werk "Guernica". Es entsteht als Auftragswerk für den spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung und kritisiert damit vor den Augen der Weltöffentlichkeit die Luftangriffe der Franco-freundlichen deutschen Legion Condor während des spanischen Bürgerkriegs auf das baskische Dorf Guernica.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht sich Picasso nach Südfrankreich zurück und beginnt um die Mitte der vierziger Jahre mit der Gestaltung und Bemalung von Keramiken; dazu entsteht ein Großteil seiner grafischen Arbeiten: Zeichnungen, Lithografien, Radierungen und Linolschnitte. Er erarbeitet zahlreiche Zyklen, in denen er Motive seiner eigenen früheren Bilderwelt mit historischen Vorbildern von Delacroix, Velázques und Manet kombiniert.

Um 1958 entdeckt Pablo Picasso eine fast vergessene grafische Technik für sich neu. Der Linolschnitt, besonders der in Farben, ist ursprünglich eine bevorzugte Technik des Jugendstils. Das leichter zu schneidende Linoleum erlaubt kühnere Kompositionen als der Holzschnitt. Picasso gewinnt der Technik alle nur erdenklichen Möglichkeiten ab, die sich ihm bieten. Das erlaubt ihm, wie im vorliegenden Blatt, auch unorthodox zu Werke zu gehen. Wird normalerweise im Farbholzschnitt - und so auch im Linolschnitt - der Kanon von Hell nach Dunkel eingehalten, so kehrt Picasso den Vorgang teilweise um. Hier sind die hellen Wolken erst nachträglich über das Blau des Himmels gedruckt. Der fast spielerische Umgang mit der Technik setzt deren genaue Kenntnis voraus und Picasso ist nicht nur ein herausragender Künstler, sondern auch ein ausgezeichneter Handwerker. Sein umfangreiches grafisches Werk ist dafür geradezu ein Musterbeispiel. Ähnlich wie mit der Technik hält es Picasso auch mit den Sujets seiner Werke. Tanzende und Flöte spielende Faungestalten sind einer seiner bevorzugten Themenkreise. Picassos Bucolica sind immer archaisch wild, sind Teil seines Temperaments, welches den Künstler zeitlebens beflügelt, das Ungewöhnliche zu wagen.

Picasso gilt als Inbegriff des modernen Künstlers, der stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen ist. Sein gewaltiges Oeuvre ist widerspruchsvoll, sprengt alle akademischen Fesseln und bricht der Freiheit der Kunst in unserem Jahrhundert Bahn. [KD].




115
Pablo Picasso
Bacchanale au Taureau noir, 1959.
Farblinolschnitt
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 53.680

(inkl. Käuferaufgeld)