Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 30

 
Wilhelm Lehmbruck - Badendes Mädchen (Badende)


30
Wilhelm Lehmbruck
Badendes Mädchen (Badende), 1902.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)
Bronze mit dunkelbrauner Patina.
Schubert 12 B (von C II 2). Mit dem Namenszug auf der Plinthe, hinten an der Plinthe mit dem Gießerstempel: "Bronceguss v. B. Förster Düsseldorf". Ca. 64,5 x 37 x 27 cm (25,3 x 14,5 x 10,6 in).
Guss wohl vor 1910. Erste Güsse der Badenden entstehen bereits 1902, die Datierung unseres Werkes ergibt sich laut Prof. Schubert durch Vergleiche mit dem Gießerstempel, der an anderen Werken der Zeit auftaucht.

Mit einer gutachterlichen Bestätigung von Prof. Dr. Dietrich Schubert, Heidelberg, vom 22. Oktober 2002, in dem er bestätigt, dass es sich bei dem hier angebotenen Exemplar "um ein authentisches, originales Lehmbruck-Werk handelt".

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck gilt als einer der Wegbereiter der Plastik des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerischer Werdegang beginnt 1895 mit dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Nach dem Tod des Vaters 1899 arbeitet Lehmbruck kurzzeitig als Gehilfe in einem Bildhaueratelier, ab 1901 nimmt er seine Ausbildung aber wieder auf und studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als Meisterschüler von Karl Janssen erhält Lehmbruck Stipendien und ein Freiatelier. Unter dem Einfluss von Meunier und Kollwitz wie auch den Frühwerken Zolas und Hauptmanns entstehen Werke sozialer Thematik. Eine erste große Rodin-Ausstellung in Düsseldorf im Jahr 1904 hinterlässt nachhaltigen Eindruck bei dem Studenten.

Die Bronze "Badendes Mädchen (Badende)" gehört zu den Frühwerken Lehmbrucks, die in ihrem formalen Aufbau und auch im Ausdruck weitgehend noch vor der Plastik des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts beeinflusst sind. Das klassische Formideal einer Stimmigkeit der Proportionen wird ebenso verwirklicht wie eine vom Jugendstil beeinflusste Grazie der Körperhaltung insbesondere in der Beugung des Oberkörpers. Selbst Naturalismen, wie das Einsinken des Daumens der rechten Hand und die Bauchfalte werden nicht ausgespart und geben doch in einem glücklichen Zusammenhang aller Komponenten mit einer der Figur innewohnenden Bewegung den Eindruck von körperlicher Geschlossenheit. Eine gewisse Längung der Beine könnte auf die spätere stilistische Entwicklung Lehmbrucks hin interpretiert werden.

Auch die weitere Entwicklung wird entscheidend durch sein künstlerisches Umfeld bestimmt: Als Lehmbruck 1910 nach Paris geht, begegnet er Matisse, Archipenko, Brancusi und Modigliani, die seinen Weg zur expressionistischen Plastik fördern. Erstmalig stellt Lehmbruck im "Salon d'Automne" aus. Man sieht eine "Stehende weibliche Figur" und die "Kniende". 1911/12 ist Lehmbruck im "Salon des Indépendents" und der Sonderbund-Ausstellung in Köln vertreten. Bei Kriegsausbruch siedelt Lehmbruck nach Berlin über. Als Sanitäter arbeitet er 1915/16 in einem Lazarett. Nach diesem Dienst verbringt Lehmbruck, vom Kriegsgeschehen angeekelt, die beiden letzten Jahre des Krieges in Zürich. Im Winter 1917 kehrt Wilhelm Lehmbruck als gebrochener Mann nach Berlin zurück und scheidet am 25. März 1919 freiwillig aus dem Leben. Während die ersten in Paris entstandenen Arbeiten noch das schwere plastische Volumen Maillols zeigen, findet allmählich eine Loslösung vom klassischen Kanon und die Entwicklung hin zu einer entmaterialisierten, expressiven Form statt. Dies geschieht in einem überlängten, raumausgreifenden Stil, der zunehmend architektonischer und abstrakter wird. [KD].




30
Wilhelm Lehmbruck
Badendes Mädchen (Badende), 1902.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)