Auktion: 403 / Moderne Kunst am 19.04.2013 in München Lot 104

 

104
Heinrich Campendonk
Cassius und Florentius. Original-Ausführungskarton für das Glasfenster in der Krypta des Bonner Münsters, 1930.
Gouache
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Cassius und Florentius. Original-Ausführungskarton für das Glasfenster in der Krypta des Bonner Münsters. 1930/31.
Mischtechnik mit Gouache, Aquarell und Tuschpinselzeichnung über Bleistift.
Vgl. Engels 12. Auf braunem collagiertem Karton, später auf Leinwand aufgezogen. 148,5 x 75 cm (58,4 x 29,5 in).
Die Arbeit diente als Vorlage für die Firma Hein Derix in Kevelaer, welche die Ausführung der Glasfenster besorgte.

Wir danken Herrn Peter Derix, Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen, Kevelaer, für die freundliche Auskunft.

LITERATUR: Vgl. Paul Wember, Heinrich Campendonk, Krefeld 1960, S. 63 (Abb. 11, Beschreibung und Abb. des Glasfensters).
Vgl. Heinrich Campendonk - Josef Strater - Kirchenfenster im Bonner Münster, Bd. 22 der Schriftenreihe des August Macke Haus Bonn, 1997, S. 24 (Abb. des Glasfensters).
Vgl. Ausst.Kat. Heinrich Campendonk. Die zweite Lebenshälfte eines Blauen Reiters, Stiftung Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau und Cobra Museum voor moderne kunst, Amstelveen 2001/2002, S. 22, Kat.Nr. 4 (Abb. des Glasfensters).

Heinrich Campendonk, der sich bereits längere Zeit mit Glasmalerei beschäftigt hatte, erhält Anfang der 1930erJahre Glasfenster-Aufträge für die Krypta im Bonner Münster. Die von ihm ausgearbeiteten Kartons dienen, wie der vorliegende Entwurf, der Glaswerkstatt Hein Derix in Kevelaer als Gestaltungsgrundlage. Derix führt die Großzahl der Fensterentwürfe von Campendonk aus und mit Hein Derix junior, der ebenso wie Campendonk bei Johan Thorn Prikker studiert hatte, verbindet den Künstler eine lebenslange Freundschaft. Die Bonner Kryptafenster, die im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurden, können von Derix in den 1950er Jahre anhand der erhaltenen Kartons erneuert werden.
Das statuarische Element der Glasarbeiten Campendonks ist dem Auftrag und dem Material geschuldet, da die Wirkung von Fenstern in erster Linie auf Licht beruht, das das gefärbte Glas aufleuchten lässt. Ganz auf diese Wirkung hin sind die Entwürfe gearbeitet. Unter Vermeidung kleinteiliger Zeichnung wird die Komposition in größere Farbflächen aufgeteilt, die zur Wahrung der inneren Statik des Fensters mit Bleischienen verbunden werden. So entsteht ein reizvoller Gegensatz der luziden Transparenz des Glases und dem fast grafischen Grundgerüst der Bleiruten. Campendonk, der sich bereits in den 1920erJahren vom Malerischen löste und mehr einem ornamental grafischen Stil zuwendet, schien für diese Aufgabe geradezu prädestiniert. [KD/CB].




104
Heinrich Campendonk
Cassius und Florentius. Original-Ausführungskarton für das Glasfenster in der Krypta des Bonner Münsters, 1930.
Gouache
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)