Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 104

 

104
Gabriele Münter
Kapuziner und Zinnien, 1942.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)
Kapuziner und Zinnien. 1942.
Aquarell.
Rechts unten monogrammiert. Verso mit dem Nachlassstempel und der handschriftlichen Werknummer "41/42" sowie mit "Aquarell" bezeichnet. Auf chamoisfarbenem, leicht strukturiertem Papier. 49,7 x 65,6 cm (19,5 x 25,8 in), Blattgröße.
In der Farbigkeit äußerst reizvolles und lebendiges Blumenstillleben.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf.

In der Abgeschiedenheit ihres Murnauer Hauses widmet sich Gabriele Münter in den dreißiger und vierziger Jahren einer Malerei der sie umgebenden Dinge und Landschaften. Blumen werden ein bevorzugtes Motiv, die Münter immer unter dem Aspekt einer Körperlichkeit sieht, deren Strenge in der Formgebung an die heimische Bauernmalerei denken lässt. Fast isoliert werden hier die einzelnen Blüten zu einem losen Arrangement zusammengestellt und in ihrer leicht herben Schönheit festgehalten. Münter löst sich von der herkömmlichen Vorstellung eines üppigen Blumenstilllebens, wie es noch im deutschen Spätimpressionismus vor allem von Lovis Corinth gefeiert wird, und findet so zu der ihr ganz eigenen Aussage einer direkten Körperlichkeit von Blüte und Form.

Im Jahr 1956 erhält die Künstlerin den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [JG/KD].




104
Gabriele Münter
Kapuziner und Zinnien, 1942.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)