Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 254

 

254
Gotthard Graubner
Ohne Titel, 1963.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1963.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und mit Richtungspfeil. 83 x 70 cm (32,6 x 27,5 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (direkt vom Künstler erworben).

Gotthard Graubner wird am 13. Juni 1930 in Erlbach im Vogtland geboren. 1947/48 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, danach bis 1952 an der Kunstakademie in Dresden. Nach der Übersiedlung in den Westen setzt Graubner ab 1954 sein Kunststudium an der Kunstakademie in Düsseldorf fort. In den Jahren 1955-57 löst sich die Bildsprache Graubners von bis dahin verwendeten geometrischen Farbformen.

Den Künstler interessiert die Emanzipation der Farbe: Für ihn ist sie nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern sie steht in ihrer Materialität im Vordergrund. Graubner spricht in seinen Arbeiten oftmals einen Farbbereich an, der durch einen zweiten, zurückhaltenderen ergänzt wird. So dominieren in der vorliegenden Arbeit rosafarbene und violette Töne in unterschiedlichen Nuancen, die durch zartblaue Partien belebt werden und trotz aller Harmonie eine leichte, anregende Spannung erzeugen.
Um 1962 beginnt Graubner mit alternativen Farbauftragstechniken zu experimentieren, aus denen sich in den folgen Jahren die sogenannten "Schwammgouachen" auf Papier und die "Kissenbilder" entwickeln. Für den Farbauftrag nutzt Graubner zunehmend farbgetränkte Stoffballen, die er auf den Malgrund drückt. Die Farben lagern sich in immer neuen Schichten übereinander, bilden ein dichtes Zentrum, um das sich eine zunehmend durchscheinende äußere Zone legt. Graubners Werke zeichnen sich durch einen stark meditativen Charakter aus und belegen schon früh sein künstlerisches Anliegen: Die Entfaltung der Farbe mit einem freien, ambivalenten Changieren, frei von handschriftlicher Subjektivität.

Nach einjähriger Tätigkeit als Kunsterzieher erhält Graubner 1965 einen Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo er ab 1969 eine Professor für Malerei innehat. 1968 ist Graubner zum ersten Mal auf der Documenta in Kassel zu sehen. Zwischen 1968 und 1972 entstehenden die sogenannten "Nebelräume". 1970 ersetzt Graubner die älteren Werkbezeichnungen "Farbleib" bzw. "Kissenbild" durch "Farbraumkörper". Als er 1971 die BRD auf der Biennale in São Paulo vertritt, nutzt er die Gelegenheit zur Weiterreise nach Kolumbien, Peru und Mexiko. Weitere Studienreisen nach Indien und Nepal folgen. 1973 wird Graubner Mitglied der Akademie der Bildenden Künste in Berlin, 1976 erhält er eine Professur für freie Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Eine unvergessliche Werkschau findet 1980 in der Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden statt. Im bundesrepublikanischen Pavillon der Kunstbiennale von Venedig ist Gotthard Graubner 1982 mit einem fünfteiligen "Farbraumkörper"-Ensemble zu sehen. 1987 erhält der Künstler den August-Macke-Preis der Stadt Meschede, 1988 den Norddeutschen Kunstpreis. Im selben Jahr schafft Graubner für den Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin, Schloss Bellevue, zwei große Bilder. 2001/02 sind die Arbeiten des Otto-Ritschl-Preisträgers im Museum Wiesbaden ausgestellt. Graubner scheint in seinem Œuvre unbeeinflusst zu sein von den Entwicklungen der Gegenwartskunst. Vielmehr hat er den einmal eingeschlagenen Weg konsequent beschritten: Das Eigenleben der Farbe zu entwickeln - befreit von dem Anspruch etwas anderes darstellen zu müssen als sich selbst - ist das große Thema der Kunst Gotthard Graubners. [CB].




254
Gotthard Graubner
Ohne Titel, 1963.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)