Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 347

 

347
Wassily Kandinsky
Ohne Titel, 1915.
Aquarell
Schätzung:
€ 180.000
Ergebnis:
€ 231.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1915.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Barnett 404. Links unten monogrammiert und datiert. Auf leicht chamoisfarbenem Velin, fest auf Unterlagekarton montiert. 26,5 x 34 cm (10,4 x 13,3 in), Blattgröße.

PROVENIENZ: Christie's New York, 11. Mai 1989, Lot 133 mit Farbabb.
Privatsammlung Italien.

Kandinsky wird am 4. Dezember 1866 in Moskau geboren. Nach einem Jura- und Volkswirtschaftsstudium in Moskau entschließt er sich erst spät, Maler zu werden, und siedelt dazu 1896 nach München über. Er beginnt ein Studium an der Kunstschule von Anton Azbe und in den Jahren 1900 bis 1901 bei Franz von Stuck, das er an der Münchener Kunstakademie fortsetzt. Bereits 1902 unterrichtet er selbst an der "Phalanx-Malschule" und wird schließlich Präsident der gleichnamigen Künstlergruppe. Hier lernt er Gabriele Münter kennen, die als Schülerin seine Malklasse besucht. Nach längeren gemeinsamen Reisen ins Ausland richten sie sich 1908 in München eine Wohnung ein. Ein Studienaufenthalt im oberbayerischen Murnau veranlasst Gabriele Münter, dort ein Haus zu kaufen, das zum Aufenthaltsort zahlreicher Sommermonate werden soll, die von intensiver Arbeit geprägt sind. 1909 gehört Kandinsky zu den Mitbegründern der Neuen Künstlervereinigung München, ein Jahr später, 1910, entsteht sein erstes rein abstraktes Aquarell. In seinem 1912 erschienenen Buch "Über das Geistige in der Kunst" begründet er diesen revolutionären Schritt zur Abstraktion. Mit seinen Malerfreunden Paul Klee, August Macke und Franz Marc hebt Kandinsky 1912 den "Blauen Reiter" aus der Taufe und gibt mit Marc den gleichnamigen Almanach heraus.

Über die enge Beziehung von bildender Kunst und Musik ist viel gesagt worden, auch in Bezug auf Wassily Kandinsky, der von Musik inspiriert, immer wieder in seinen Werken musikalische Bezüge anklingen lässt. Das von ihm 1910/1912 geschaffene Werk mit Holzschnitten "Klänge", das Kandinsky selbst sein "Musikalisches Album" nennt, dürfte als ein direkter Hinweis auf diese enge Verbindung gedeutet werden. Die amorphen Formen in unserem Aquarell, die sich von einem zentralen Punkt ausbreiten, scheinen ein Thema mit Variationen vorzugeben, dessen musikalische Komponente erahnt wird. Die stete Ausbreitung im Raum, der hier bildmäßig erobert wird, ist in ihrer differenzierten Steigerung der geistvoll-optische Beleg für eine ästhetische Sensibilisierung der Bildthematik. Unterstützt von einem harmonischen Farbklang, entwickelt Kandinsky eine Komposition von bewegten Formen, deren innerer Rhythmus das Bildgeschehen bestimmt.

Die Jahre des Ersten Weltkrieges verbringt Kandinsky in Moskau, kehrt aber 1921 wieder nach Deutschland zurück. 1922 nimmt er den Ruf von Walter Gropius als Lehrer an das Bauhaus in Weimar an und gründet 1924 mit Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky die Gruppe der "Die Blaue Vier". Im Jahre 1928 erwirbt Kandinsky die deutsche Staatsbürgerschaft. Nachdem das Bauhaus bereits 1925 nach Dessau umgezogen ist, findet 1932 ein erneuter Umzug nach Berlin statt, wo das Bauhaus trotz der Verfolgungen durch die Nationalsozialisten erneut eröffnet, ein Jahr später jedoch endgültig geschlossen wird. 1934 emigriert Kandinsky nach Frankreich und lässt sich in Neuilly-sur-Seine bei Paris nieder. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird er französischer Staatsbürger. Seine künstlerische Arbeit setzt er trotz der gefährlichen Situation auch während der deutschen Besatzung fort. Bis zu seinen letzten Lebensmonaten ist seine Produktivität ungebrochen. Wassily Kandinsky stirbt am 13. Dezember 1944 in seiner Wahlheimat Frankreich. [KD].




347
Wassily Kandinsky
Ohne Titel, 1915.
Aquarell
Schätzung:
€ 180.000
Ergebnis:
€ 231.800

(inkl. Käuferaufgeld)