Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1209

 

1209
Giacomo Manzù
Cardinale in piedi, 1964.
Bronze
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Cardinale in piedi. 1964.
Bronze mit goldbrauner Patina.
Verso am Sockel mit dem Namenszug des Künstlers und dem Gießerstempel der New Fonderia MAF Milan "NFMM". Eine von 2 Variationen. 92,5 x 25,3 x 16,3 cm (36,4 x 9,9 x 6,4 in).

Mit einem Foto-Zertifikat von Inge Manzù vom 30. Dezember 2012. Die Arbeit ist in der Fondazione Giacomo Manzù, Ardea, unter der Archivnummer "37/2012" registriert.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.

Der italienische Bildhauer Giacomo Manzù wird 1908 in Bergamo, Italien, geboren. Der Nachname Manzù ist die Verkürzung des bergamaskischen Dialekts für den italienischen Familiennamen Manzoni. Mit elf Jahren nimmt ihn der Vater aus der Schule, damit er bei einem Schnitzer in die Lehre gehen und zum Familienunterhalt beitragen soll. Bald zeigt sich jedoch sein handwerkliches Geschick. 1921 schreibt sich Manzù in die Abendschule in Bergamo ein und besucht dort einen Bildhauerkurs. Sein Lehrer, Ajolfi, stellt ihn in seiner Bildhauerwerkstatt an. Um diese Zeit sieht Giacomo Manzù in einem Buch die Skulpturen von Aristide Maillol, die ihn nachhaltig beeindrucken. Er beschließt, ebenfalls Bildhauer zu werden und reist 1929 nach Paris. 1930 lässt er sich in Mailand nieder, dort nimmt er in den folgenden Jahren mit ersten Werken an Gemeinschaftsausstellungen in der Galleria del Milione teil. In Mailand kommt er auch in Kontakt mit dem Künstler Carlo Carrà. 1937 wird sein Werk in Rom in der Galleria della Cometa gezeigt, Carlo Carrà schreibt einen Begleittext für den Katalog. 1938 erhält Manzù einen eigenen Raum auf der 21. Biennale von Venedig. Ausstellungen in Mailand, Paris und New York folgen. 1940 erhält er einen Lehrauftrag an der Accademia di Brera in Mailand, wo auch Marino Marini und Carlo Carrà lehren. Die Kriegsjahre verbringt Manzù in Bergamo. 1947 wird im Palazzo Reale in Mailand eine große Retrospektive seiner Werke gezeigt. Im selben Jahr nimmt Giacomo Manzù auch an einem Wettbewerb für den Entwurf einer Türe für den Petersdom in Rom teil, in den nächsten Jahren entstehen zahlreiche Zeichnungen und Entwürfe dafür - 1952 erhält er schließlich den offiziellen Auftrag, das Thema ist der "Triumph der Heiligen und der Märtyrer der Kirche". 1955 erhält Manzù den Auftrag für die Gestaltung der Haupttüre des Salzburger Doms, ein Jahr später wird ihm ein eigener Raum auf der 28. Biennale von Venedig gewidmet. Zahlreiche weitere Ehrungen folgen.

Die Kardinalsplastik nimmt im Œuvre von Giacomo Manzù einen festen Platz ein. Prägend sind dabei zwei verschiedene Haltungen: Als stehender (Cardinale in piedi) oder als sitzender Kardinal (Cardinale seduto). Ikonengleich stellt er die Geistlichen der katholischen Kirche dar, dabei interessiert den Künstler vorrangig Form und Volumen, und weniger die religiösen Implikationen. Das vorliegende großformatige Werk "Cardinale in piedi" wurde 1964 gegossen und zeigt in seiner filigranen Bearbeitung das beeindruckende Talent des italienischen Bildhauers. Die Bronzeskulptur präsentiert sich dem Betrachter in einer strengen Haltung und weist eine starre Mimik auf, die durch das Pluviale und die hohe Mitra noch weiter verstärkt wird. Das liturgische Gewand ist auf wenige Falten reduziert und kegelförmig um den Körper drapiert. Diese Motivreihe findet sich in seinem künstlerischen Schaffen erstmals Ende der 30er Jahre und wird durch seinen ersten Besuch in der Stadt Rom geprägt. Damals sieht Manzù Papst Pius XI. umringt von zwei Kardinälen, woraufhin er 1938 die erste Skulptur eines Kardinals in Bronze fertigte, die sich heute in der Galleria nazionale d'arte moderna in Rom befindet. Seit 1949 hat Manzù beinahe dreihundert Werke in unterschiedlichen Varianten mit diesem Sujet geschaffen, die seine künstlerische Entwicklung eindrucksvoll dokumentieren. [KP/MS].




1209
Giacomo Manzù
Cardinale in piedi, 1964.
Bronze
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)