Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 776

 

776
Horst Antes
Ohne Titel, 1964.
Aquarell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 21.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1964.
Aquarell, Gouache und Kreide.
Rechts unten signiert und datiert. Links unten handschriftlich bezeichnet "B". Auf chamoisfarbenem Roma-Bütten (mit Wasserzeichen). 66,6 x 48,8 cm (26,2 x 19,2 in), blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise des Archiv Antes vom 17.10.2013.

PROVENIENZ: Privatsammlung Saarland.

Am 28. Oktober 1936 wird Horst Antes in Heppenheim an der Bergstraße geboren. Nach dem Abitur studiert er von 1957 bis 1959 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei dem Holzschneider HAP Grieshaber, der entgegen dem Zeitgeist an der Figuration festhält. Dennoch ist Antes' Ausgangspunkt vor allem im Informel und dessen gestischer Ausdrucksgebärde zu suchen. In Willem de Kooning, der informelle und figurative Elemente verknüpft, findet Antes ein Vorbild, das ihn seinen eigenen Weg finden lässt. Aus vehement hingeworfenen Farbstrukturen entwickelt er um 1960 stufenweise die Figur des "Kopffüßlers", eine Form, die ihn seitdem in zahllosen Variationen und Abwandlungen sowie verschiedenen künstlerischen Techniken beschäftigt. 1963 ist sein "Kopffüßler" mit neuen inhaltlichen und stilistischen Prämissen voll ausgeprägt und wird auch verbindlich für das in diesem Jahr einsetzende plastische Werk.

Horst Antes beschreibt die seine Kunst bevölkernden Wesen, die auf den ersten Blick verschroben und reduziert erscheinen, mit eigenen Worten besonders einprägsam: "Figur ist gemalter Mensch, kein Wesen drei Meter über oder unter der Erde. Ein System von Organismen und Gliedern, Dimensionen, Richtungen. [..] Eine Figur kann viele Arme haben, wenn es notwendig ist. Lasse ich einen Arm aus einem Körper rollen, einem Körper, der ganz Gesicht ist, einen Arm so wachsen, dass er beißen kann, oder dass er blüht, so bin ich der Arm. Einmal braucht eine Figur ein Auge, ein andermal mehr, eben so viel, dass sie sehen kann." (zit. nach: Joachim Sartorius, Zum malerischen Werk von Horst Antes, in: Horst Antes. Malerei 1958-2010, hrsg. v. der Studienstiftung Horst Antes, Köln 2013, S. 13). Wirft man mit diesem Wissen einen Blick auf das hier vorliegende Blatt, so erscheinen die beiden Wesen unter neuem Licht, sie wirken vollkommen und so, als ob sie niemals anders sein könnten.

Von 1965 bis 1971 ist Antes an der Karlsruher Akademie pädagogisch tätig, unterbrochen durch eine Gastprofessur in Berlin 1968. 1984 übernimmt Antes erneut einen Lehrauftrag an der Karlsruher Akademie. Die Landeshauptstadt Stuttgart verleiht ihm 1989 den Hans-Molfenter-Preis. Seit 1990 lebt und arbeitet der Künstler in Karlsruhe, Florenz und Berlin. Neben Gemälden und Druckgrafik umfasst sein Werk auch Skulpturen im öffentlichen Raum. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und sind in den größten Sammlungen Deutschlands vertreten. Jüngst waren Antes' Werke Gegenstand einer vielbeachteten Retrospektive im Berliner Martin Gropius Bau (2013). [KP].




776
Horst Antes
Ohne Titel, 1964.
Aquarell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 21.250

(inkl. Käuferaufgeld)