Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1215

 

1215
Antonio Calderara
Attrazione quadrata. Bianca nel quadrato, 1966.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Attrazione quadrata. Bianca nel quadrato. 1966.
Öl auf Holz.
Auf der Seitenkante monogrammiert und datiert. Verso mit typografisch bedrucktem Atelieretikett, dort auf die Bildrückseite übergreifend signiert. Auf diesem Etikett ebenfalls betitelt, datiert und mit den Maßangaben. 36 x 36 x 2 cm (14,1 x 14,1 x 0,7 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung.

Zugunsten der Malerei bricht Antonio Calderara nach einer Einzelausstellung, die bereits 1923 stattfindet, im Jahr 1925 sein Ingenieurstudium ab, das er zwei Jahre davor am Politechnikum in Mailand begonnen hatte. Als Autodidakt ist Calderara ein Maler, der seit den 30er bis in die späten 50er Jahre viel experimentiert und so in zeitlich kurzer Abfolge verschiedene Stile durchläuft. Neben dem Vorbild des meditativ verhaltenen Stil Morandis bei seinen assoziativ verbundenen Stilleben bilden die noch dem Impressionismus nahe stehenden Landschaften, Figurenbilder und Portraits - letztere in Anlehnung an den Stil der Neuen Sachlichkeit - ein Hauptgebiet seines Schaffens. Auf der Suche nach einem endgültig adäquaten künstlerischen Ausdruck wird die milchige Landschaft des Orta-Sees, in der Calderara über Jahrzehnte wohnte und die ihn fasziniert hat, sein favorisiertes Sujet. Einen immer größeren Abstraktionsgrad erreichend, löst sich Calderara in der Reihe der Orta-See-Arbeiten schließlich ganz von Landschaft und Architektur, um sich einer gegenstandslosen Welt zu öffnen, in der das greifbar Reale nur mehr als Erinnerung vorhanden ist. Seinem eigenem Empfinden nach malt der Künstler 1959 sein erstes, rein abstraktes Bild. Von nun an entwickelt er einen Albers nahestehenden, zartfarbigen und abstrakten Stil. Angefangen beim Prinzip des Goldenen Schnitts sind dabei Zahlen- und Proportionsverhältnisse für Calderara von großer Bedeutung. Für seine geometrische Vorgehensweise prägt der Künstler den Begriff des "spazio mentale", des "geistigen Raums". Von den Vertretern des Konstruktivismus oder der Konkreten Kunst unterscheidet sich Calderara insofern, als er bei aller Systematik keinen streng radikalen Bildkonzepten oder Farbsystemen folgt, sondern in seiner Vorgehensweise eher intuitiv agiert.

In der Reduktion auf die Form, Proportion und ein Minimum an Farbe nähert sich Antonio Calderara an sein Ziel das Nichts zu malen an. Seine Malerei folgt einem höchst philosophischen Ansatz, Wahrnehmung künstlerisch umzusetzen. "In beständigem Zwiegespräch mit dem Kunstwerk habe ich verstehen gelernt, dass es nichts zu verstehen, nichts zu erklären gibt. Verstehen, erklären heisst, man muss die Botschaft akzeptieren in Demut, in Schweigen und in der vollkommenen Bindung des Vertrauens" (zit. A. Calderara im Ausstellungsfaltblatt zur Ausstellung A. Calderara, Kunstmuseum Luzern 29.3.-9.5.1969). [EH]

Über seine künstlerische Intention sagt Calderara selbst: "Ich möchte das Nichts malen, das das Ganze ist, das Schweigen, das Licht, Maß, Ordnung, Harmonie - das Unendliche."
Bis zu seinem Tod im Jahr 1978 lebt Antonio Calderara abwechselnd in Mailand und Vaciago am Orta-See.




1215
Antonio Calderara
Attrazione quadrata. Bianca nel quadrato, 1966.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)