Auktion: 413 / Alte Meister am 24.05.2014 in München Lot 200

 

200
Carl Spitzweg
Aus Franken (Fränkische Landschaft, Städtchen in der Ferne, in der Abendsonne), Um 1865.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 14.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Aus Franken (Fränkische Landschaft, Städtchen in der Ferne, in der Abendsonne). Um 1865.
Öl auf Malpappe.
Roennefahrt 55. Wichmann 1309. Rechts unten mit dem geritzten Rhombus. 6 x 27 cm (2,3 x 10,6 in).
Verso mit dem Nachlassstempel. Bei Wichmann irrtümlich abweichende technische Angaben.

PROVENIENZ: Galerie Hugo Helbing, München, Auktion 12. Oktober 1926, Nr. 194, Abb. Tafel 8 ("Moorlandschaft mit Schloß").
Galerie Hugo Helbing, München, Auktion 17. September 1930, Nr. 144, ("Landschaft mit Schloß auf einer Anhöhe").
1947 im Schweizer Kunsthandel.
1951 Privatbesitz Basel.
Roman Norbert Ketterer, Stuttgart, Auktion 17, 19.-21. Mai 1953, Nr. 868, s/w-Abb.Tafel 24 ("Weite Landschaft").
Privatsammlung Schweiz.

AUSSTELLUNG: Spitzweg-Ausstellung, Rudolfinum, Prag 1887, Nr. 85 ("Landschaft mit Weg am Wasser", aus dem Besitz der Erben Spitzwegs).
Sonderausstellung Carl Spitzweg, Galerie Hugo Helbig, Berlin 1927, Nr. 52 (süddeutscher Privatbesitz).

Carl Spitzweg wird 1808 in München geboren. Trotz seiner zeichnerischen Begabung erlernt er zunächst den Beruf des Apothekers und schließt sein Pharmaziestudium an der Münchner Universität 1832 mit Auszeichnung ab. Aufgrund einer längeren Krankheit gibt er seinen Beruf bereits 1833 auf und wendet sich der Malerei zu. Als Autodidakt kopiert er Gemälde der Niederländer in der Alten Pinakothek und schließt Freundschaft mit den Malern Christian Morgenstern, Eduard Schleich d.Ä. und Friedrich Voltz, die sich im Laufe der Jahre wechselseitig beeinflussen. 1835 wird Spitzweg Mitglied des Münchner Kunstvereins, 1837 kann er seine ersten Arbeiten verkaufen. Sein berühmtes Gemälde "Der arme Poet" entsteht 1839. Ab 1847 ist Spitzweg mit Moritz von Schwind befreundet, den er in der Münchner Liedertafel kennenlernt. In den 1840er und 1850er Jahre verbringen Spitzweg und Schleich mehrere Aufenthalte in Pommersfelden, um Gemälde der Schönbornschen Galerie zu kopieren. Zusammen besuchen sie auch 1851 die Pariser Weltausstellung und sehen erstmals die neue Landschaftsauffassung der Maler aus Barbizon. Anschließend reisen die beiden Künstlerfreunde weiter nach London, wo sie vor allem von den Bildern John Constables und William Turners stark beeindruckt sind. Weitere Studienreisen führen Spitzweg im Laufe der Jahre unter anderem nach Innsbruck, Salzburg, Bozen, Meran, Venedig und Dalmatien und bringen ihm neue künstlerische Anregungen. 1865 erhält Spitzweg den bayerischen Michaelsorden, 1868 wird er Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in München. Während seine grafischen Arbeiten für die "Fliegenden Blätter" heute weniger bekannt sind, wird sein malerisches Werk schon zu Lebzeiten berühmt und seine Popularität hat bis heute nicht nachgelassen. Carl Spitzweg hat in seinen Werken die Welt des deutschen Kleinbürgers mit liebevollem Humor gestaltet und in feiner biedermeierlicher Weise die "gute alte Zeit" geschildert. Die Motive des Eremiten und des armen Poeten, des strickenden Wachpostens und des Kakteenfreundes vermitteln vordergründig ein idyllisches Weltbild, hinter dem jedoch eine feine Beobachtungsgabe mit zuweilen dezent versteckter Kritik steht. In der künstlerischen wie technischen Ausführung seiner Arbeiten findet er immer wieder sehr eigene und charakteristische Wege. Carl Spitzweg stirbt 1885 in München.

In seiner Reifezeit widmet sich Spitzweg immer wieder in kleinstem Format der Weite der Landschaft. Dabei gewinnt der Himmel mit seinen Wolken und dessen farbiger Wechsel von Licht und Schatten zunehmend an Bedeutung. Das von ihm bevorzugte kleine und kleinste Format in Form von Holzbrettchen oder Pappen führt Spitzweg in seinem Malkasten mit, um seine Motive - wie beim größten Teil der kleinen Frankenbilder - unmittelbar vor der Natur zu schaffen. [CB].




200
Carl Spitzweg
Aus Franken (Fränkische Landschaft, Städtchen in der Ferne, in der Abendsonne), Um 1865.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 14.250

(inkl. Käuferaufgeld)