Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 204

 

204
Alexej von Jawlensky
Frauenkopf Femina, Um 1923.
Aquarell
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 195.200

(inkl. Käuferaufgeld)
Frauenkopf Femina. Um 1923.
Aquarell auf Papier, auf Unterlagepapier aufgezogen, auf Karton kaschiert, auf Papier montiert.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/Jawlensky Bianconi 489. Links unten monogrammiert. Verso von Galka Scheyer bezeichnet "Jawlensky water color 1920" and "# 7". 23 x 17,5 cm (9 x 6,8 in), Blattgröße. Unterlagekarton: bis 45,5 x 35,5 cm (17,9 x 13,9 in).
Vermutlich ist die Arbeit in der undatierten Liste Galka Scheyers, welche sie selbst mit in die USA genommen hat, als eine von zehn Arbeiten im Konvolut aufgeführt ("10 Aquarelle Köpfe"). [JS].
Diese Losnummer kann entgegen der im Katalog genannten Regelbesteuerung auch differenzbesteuert + Weiterberechnung der verauslagten 7% Einfuhrumsatzsteuer abgerechnet werden (Ersparnis von etwa 5% im Vergleich zur Regelbesteuerung).
Mit einer Foto-Expertise von Maria Jawlensky, Alexej von Jawlensky-Archiv, Locarno, vom 5. August 1990.

PROVENIENZ: Galka Scheyer, Hollywood.
Milton Wichner, Los Angeles.
Privatsammlung Los Angeles (bis 1990).
Christie´s, New York, 15. November 1990, Los 132.
Privatsammlung (seit 1990).

Als ehemaliger Offizier der zaristischen Armee beginnt Alexej von Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin sowie Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 durch Vermittlung von Sergej Djagilev im "Salon d'automne" zehn Gemälde zeigen. Jawlensky trifft zum ersten Mal Henri Matisse. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der "Blaue Reiter" als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am "Ersten Deutschen Herbstsalon" Herwarth Waldens in Berlin teil. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. Anschließend lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder.

Jawlenskys Stil ist anfänglich beeinflusst von den "Fauves" und hier besonders von Matisse. Dann aber findet der Maler seinen eigenen expressionistischen Stil, dem eine starke Farbigkeit in einfacher Zeichnung zu eigen ist. Ab 1918 entsteht die Reihe der abstrakten Köpfe. Verinnerlichte Bilder des mystisch vergeistigten menschlichen Antlitzes, zu denen auch das vorliegende, ausdrucksstark kolorierte Blatt zählt, werden fortan kennzeichnend für Jawlenskys Werk. "Ich habe viele Gesichte [sic!] gemalt. Ich saß in meinem Atelier und malte, und mir war die Natur als Souffleur nicht notwendig. Mir war genug, wenn ich mich selbst vertiefte, betete und meine Seele vorbereitete in einen religiösen Zustand. Die Gesichte sind sehr vollkommen in der Technik und strahlen große Geistigkeit aus." (zit. nach: Clemens Weiler, Alexej Jawlensky. Köpfe, Gesichte, Meditationen, Hanau 1970, o.S.).

Eine schwere Arthritis-Erkrankung im Jahr 1929 hat einige Kuraufenthalte zur Folge, denen sich der Künstler regelmäßig unterziehen muss. Jawlensky leidet unter einer fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen". 1937 werden 72 seiner Werke als "entartet" beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden.




204
Alexej von Jawlensky
Frauenkopf Femina, Um 1923.
Aquarell
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 195.200

(inkl. Käuferaufgeld)