Auktion: 416 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.06.2014 in München Lot 753

 

753
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Form in Zinn Nr. 67, 1960.
Plastik
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Form in Zinn Nr. 67. 1960.
Plastik. Messing und Zinn. Auf dunkelbraun gefassten Holzsockel montiert.
Schwarz 86. Auf der Standfläche des Sockels signiert "B. Meier-Denninghoff", datiert und bezeichnet "Nr. 67". Unikat. Maße mit Sockel: 37,9 x 19,8 x 15 cm (14,9 x 7,7 x 5,9 in).
Brigitte stellt bis 1955 unter ihrem Mädchennamen Meier-Denninghoff aus. Dieser Name wird bis 1970 für Ausstellungen beider Künstler benutzt, danach wird er offiziell in Matschinsky-Denninghoff geändert. [KP].

PROVENIENZ: Sammlung Karl Ströher, Darmstadt (ca. 1960).
Privatsammlung Darmstadt.

1952 lernen sich Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff am Darmstädter Experimentiertheater von Gustav Rudolf Sellner kennen. Brigitte Matschinsky-Denninghoff, geboren 1923 in Berlin, studiert vorher an den Kunsthochschulen in Berlin und München und arbeitet als Assistentin bei Henry Moore und Antoine Pevsner. Martin Maschinsky-Denninghoff, geboren 1921 in Grötzingen in Baden, absolviert eine Fotografenlehre und verbringt die Jahre 1940 bis 1947 im Kriegsdienst bzw. in Kriegsgefangenschaft. 1948 gehört er zum Gründungsjahrgang der Otto-Falkenberg-Schule in München. Die gegenseitige Inspiration und gemeinsame Verehrung von Henry Moore sowie dem russischen Konstruktivisten Antoine Pevsner führen zu einer seit 1955 andauernden künstlerischen Zusammenarbeit der beiden Künstler. Das Jahr 1959 markiert mit dem Erhalt des Prix Bourdelle und der ersten Teilnahme an der documenta in Kassel den künstlerischen Durchbruch des Paares. Es folgen Teilnahmen an der Biennale in Venedig und eine Vielzahl deutscher und internationaler Ausstellungen. Ihre Arbeit wird begleitet von vielen fruchtbaren Begegnungen mit anderen Künstlern wie Serge Poliakoff und Fritz Winter.

Die hier vorliegende Arbeit ist besonders charakteristisch für die Werke der Zeit: Formgebend schwingen sich die gebündelten Stäbe in die schräge Senkrechte empor, sie dringen zielgerichtet in den Raum vor, ihre Bewegungsrichtung ist ein rhythmisches Ganzes. In der Gesamtform kommt es zu gesteigerter Dynamik, die die Skulptur vollständig erfasst und belebt. Assoziationen an vom Wind geblähte Segel oder wogende Gräser werden evoziert und setzen weitere Interpretationsspielräume beim Betrachter frei. Genau diese Momente, die zwischen Künstler und Rezipient ein unsichtbares Band spannen, machen die Skulpturen von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff zu besonders genussvollen und spannunsreichen Werken.

Seit den 1960er Jahren prägen sie mit ihren monumentalen Skulpturen den öffentlichen Raum inner- und außerhalb Europas. Ab Ende der 80er Jahre entstehen auch kleinformatige, fragile Skulpturen, die an einen informellen Gestus bzw. Kalligrafie erinnern. Anlässlich der 750-Jahr-Feier wird 1987 ihr berühmtes Werk "Berlin" am Berliner Europa Center aufgestellt. Der künstlerische Ausdruck der Arbeiten von Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff liegt in der eigens entwickelten Technik begründet. Stahlrohrbündel bzw. dünne Edelstahlrohre werden über ein formgebendes Gerüst geschweißt und erlauben so kühne Verlagerungen des Schwerpunktes. Das dichte bildhauerische Schaffen wird in den letzten Jahren durch Martin Matschinskys Malerei ergänzt, die sich in der Tradition des französischen Tachismus und des deutschen Informel bewegt. Im Jahr 2011 wird die seit mehr als einem halben Jahrhundert bestehende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft durch den Tod Brigitte Matschinsky-Denninghoffs getrennt.




753
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Form in Zinn Nr. 67, 1960.
Plastik
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)