Auktion: 416 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.06.2014 in München Lot 707

 

707
Ernst Wilhelm Nay
Musikantin, 1948.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 31.720

(inkl. Käuferaufgeld)
Musikantin. 1948.
Gouache über Bleistift.
Claesges 48-259. Links unten signiert und datiert. Auf festem strukturiertem Papier. 32,6 x 19,6 cm (12,8 x 7,7 in), blattgroß.
Als Vorlage für dieses Aquarell diente Nay sein gleichnamiges Ölgemälde (vgl. Scheibler 445). Laut Nays eigenhändiger Liste seiner Gouachen von 1948 gibt es drei Fassungen des Motivs, wobei der Verbleib einer dieser Arbeiten unbekannt ist. [KP].

PROVENIENZ: Sammlung Berthold von Bohlen und Halbach, Essen.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

AUSSTELLUNG: E.W. Nay - Neue Bilder, Galerie Dr. Werner Rusche, Köln 15.3.-30.4.1949, Kat.Nr.16.
Nay, Kölnischer Kunstverein, 28.10.1972-7.1.1973/Kunsthalle Bremen 4.2.-18.3.1973, Kat.Nr. 58.
Ernst Wilhelm Nay. Die Hofheimer Jahre 1945-1951, Städtische Galerie im Städel Frankfurt 24.2.-23.5.1994/Museum der bildenden Künste Leipzig 9.6.-21.8.1994, Kat.Nr. 97, Abb. S. 66.
Ernst Wilhelm Nay. Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Kunsthalle Emden 20.5.-9.7.2000/Saarland Museum Saarbrücken 6.8.-8.10.2000, Kat.Nr. 38, Abb. S. 76.

Ernst Wilhelm Nay studiert 1925-28 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste bei Karl Hofer. In der Auseinandersetzung mit Ernst Ludwig Kirchner und Henri Matisse, aber auch mit Caspar David Friedrich und Nicolas Poussin vollzieht sich seine erste Orientierung; seine Stillleben, Porträts und Landschaften finden große Anerkennung. 1931 erhält Nay ein neunmonatiges Stipendium für die Villa Massimo in Rom, wo seine surrealistisch-abstrakten Bilder entstehen. Durch Vermittlung des Lübecker Museumsdirektors C.G. Heise erhält Nay ein von Edvard Munch finanziertes Arbeitsstipendium, das ihm 1937 einen Aufenthalt in Norwegen und auf den Lofoten ermöglicht. In den dort entstandenen "Fischer- und Lofotenbildern" erreicht sein Schaffen einen ersten Höhepunkt. Im gleichen Jahr werden in der Ausstellung "Entartete Kunst" zwei seiner Werke gezeigt und Nay mit Ausstellungsverbot belegt. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, kommt Nay als Infanterist nach Frankreich, wo ihm ein französischer Bildhauer sein Atelier zur Verfügung stellt. Die künstlerische Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegszeit vollzieht sich 1945-48 in den "Hekatebildern", in denen Motive aus Mythos, Legende und Dichtung anklingen.

Die Musik als Inspirationsquelle ist nicht nur Titel gebend für das ausdrucksstarke, hier vorliegende Blatt, sondern sie bestimmt auch den tragenden Rhythmus der Komposition, in welcher der Künstler den Takt für die auf dem Blatt tanzenden Formen vorgibt.

In den "Fugalen Bildern" aus den Jahren 1949-51 kündigt sich in den glühenden Farben und verschlungenen Formen ein Neubeginn an. 1950 zeigt die Kestner-Gesellschaft Hannover Nays erste Retrospektive. Ein Jahr später übersiedelt der Künstler nach Köln. Hier vollzieht Nay den endgültigen Schritt zur völlig ungegenständlichen Malerei in seinen "Rhythmischen Bildern", in denen er die Farbe als reinen Gestaltwert einzusetzen beginnt. Ab 1955 entstehen Nays "Scheibenbilder", in denen runde Farbflächen subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild organisieren. Diese finden 1963/64 ihre Weiterentwicklung in den sogenannten "Augenbildern". Mit der ersten amerikanischen Einzelausstellung in den Kleeman Galleries, New York 1955, seinem Beitrag für die Biennale in Venedig 1956 sowie seiner Beteiligung an der Documenta in Kassel (1955, 1959 und 1964) vollzieht sich sein internationaler Durchbruch. Ernst Wilhelm Nay erhält wichtige Preise und ist bei fast allen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten.




707
Ernst Wilhelm Nay
Musikantin, 1948.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 31.720

(inkl. Käuferaufgeld)