Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 345

 

345
Wassily Kandinsky
Lyrisches, 1911.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 22.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Lyrisches. 1911.
Farbholzschnitt.
Roethel 98. Signiert. Im Druckstock monogrammiert. Einer von wenigen Abzügen außerhalb der Buchauflage. Auf Bütten. 14,9 x 22 cm (5,8 x 8,6 in). Papier: 22,5 x 29 cm (9 x 11,4 in).
Im Buch "Klänge" veröffentlicht in einer Auflage von 345 Exemplaren. Als Vorlage für Kandinsky diente sein gleichnamiges Gemälde. [KP].
Selten.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

Wassily Kandinsky, einer der Väter der abstrakten Malerei, ist einer der großen Pioniere der Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Maler wie als Kunsttheoretiker hat er den Weg für die vom Gegenständlichen befreite, abstrakte Malerei bereitet und damit ein epochemachendes Œuvre hinterlassen. Kandinsky wird am 4. Dezember 1866 in Moskau geboren. Nach einem Jura- und Volkswirtschaftsstudium in Moskau entschließt er sich erst spät, Maler zu werden, und siedelt dazu 1896 nach München über. Er beginnt ein Studium an der Kunstschule von Anton Azbe und in den Jahren 1900 bis 1901 bei Franz von Stuck, das er an der Münchener Kunstakademie fortsetzt. Bereits 1902 unterrichtet er selbst an der "Phalanx-Malschule" und wird schließlich Präsident der gleichnamigen Künstlergruppe. Hier lernt er Gabriele Münter kennen, die als Schülerin seine Malklasse besucht. Nach längeren gemeinsamen Reisen ins Ausland richten sie sich 1908 in München eine Wohnung ein. Ein Studienaufenthalt im oberbayerischen Murnau veranlasst Gabriele Münter, dort ein Haus zu kaufen, das zum Aufenthaltsort zahlreicher Sommermonate werden soll, die von intensiver Arbeit geprägt sind. 1909 gehört Kandinsky zu den Mitbegründern der Neuen Künstlervereinigung München.

Über die enge Beziehung von bildender Kunst und Musik ist viel gesagt worden, auch in Bezug auf Wassily Kandinsky, der, von Musik inspiriert, immer wieder in seinen Werken musikalische Bezüge anklingen lässt. Das von ihm geschaffene Werk mit Holzschnitten "Klänge", das Kandinsky selbst sein "Musikalisches Album" nennt, dürfte als ein direkter Hinweis auf diese enge Verbindung gedeutet werden. Kandinsky selbst schreibt im Prospekt: "Das Buch heißt 'Klänge'. Ich wollte nichts als Klänge bilden. Sie bildeten sich aber von selbst. Das ist die Bezeichnung des Inhaltes, des Inneren." (zit. nach Roethel, S. 445). Dem Rhythmus des Klanges ist auch der in unserem Blatt dargestellte Jockey unterworfen, der fest auf dem Rücken seines Pferdes sitzt, das sich im fliegenden Galopp in seine Konturen aufzulösen scheint. Pferd und Reiter sind ihrem eigenen Rhythmus unterworfen, sind eins in ihren bewegten Formen. Kandinsky selbst ist mit seinem Holzschnitt hoch zufrieden, wie er 1911 an Gabriele Münter schreibt: "Auch die Lyrik ist gut geworden, besser als das Bild." (zit. nach Roethel, S. 196).

Die Jahre des Ersten Weltkrieges verbringt Kandinsky in Moskau, kehrt aber 1921 wieder nach Deutschland zurück. 1922 nimmt er den Ruf von Walter Gropius als Lehrer an das Bauhaus in Weimar an und gründet 1924 mit Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky die Gruppe der "Die Blaue Vier". Im Jahre 1928 erwirbt Kandinsky die deutsche Staatsbürgerschaft. Nachdem das Bauhaus bereits 1925 nach Dessau umgezogen ist, findet 1932 ein erneuter Umzug nach Berlin statt, wo das Bauhaus trotz der Verfolgungen durch die Nationalsozialisten erneut eröffnet, ein Jahr später jedoch endgültig geschlossen wird. 1934 emigriert Kandinsky nach Frankreich und lässt sich in Neuilly-sur-Seine bei Paris nieder. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird er französischer Staatsbürger. Seine künstlerische Arbeit setzt er trotz der gefährlichen Situation auch während der deutschen Besatzung fort. Bis zu seinen letzten Lebensmonaten ist seine Produktivität ungebrochen. Wassily Kandinsky stirbt am 13. Dezember 1944 in seiner Wahlheimat Frankreich.




345
Wassily Kandinsky
Lyrisches, 1911.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 22.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)