Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 338

 

338
Dorothea Maetzel-Johannsen
Akte, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 168.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Akte. 1919.
Öl auf Leinwand.
Buchholz/von Zitzewitz 16. Hans/Buchholz-Maetzel 16. 98 x 78 cm (38,5 x 30,7 in). [JS].

Eine der ausgesprochen seltenen Figurenkompositionen aus der expressionistischen Werkphase der Künstlerin.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hamburg.

Als Dora Johannsen 1886 in Lensahn südlich von Oldenburg geboren und als Kind zärtlich "Dolly" genannt, erlebt die Künstlerin eine zwar von Krankheit geprägte, jedoch auch glückliche und behütete Kindheit. Früh zeigt sich ihr großes Mal- und Zeichentalent, das sie immer weiter ausbildet. An der Hamburger Gewerbeschule für Mädchen erlernt die Künstlerin - die sich später Dorothea Johannsen nennt, in Anlehnung an die Heilige Dorothea, deren Festtag ihr eigener Geburtstag am 6. Februar ist - schließlich den Beruf der Zeichenlehrerin, nur wenig später unterrichtet sie an der Städtischen Mädchenschule in Schleswig. In dieser Zeit der selbstbestimmten Freiheit lernt die Künstlerin den Maler und Architekten Emil Maetzel kennen, den sie 1910 heiratet und ihm vier Kinder schenkt. In den 1910er Jahren ist Dorothea Maetzel-Johannsen häufig in Berlin, wo ihr Mann seinen Kriegsdienst leistet. Dort gehört unter anderen Lovis Corinth, einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Impressionismus, zu ihren Förderern. Nach dem Ersten Weltkrieg ist das Künstlerpaar aktiv in der neu gegründeten "Hamburgischen Sezession" sowie im neu erblühenden künstlerischen und kulturellen Leben der Stadt etabliert.

Nach impressionistischen Anfängen, welche eine zunehmende Verfestigung der Form im Stile Cézannes aufweisen, findet die junge Künstlerin erst im Anschluss an den Ersten Weltkrieg zu ihrer reifen, expressionistisch überzeichneten Formsprache. Da Dorothea Maetzel-Johannsen jedoch jene maßgeblich von den "Brücke"-Künstlern, vor allem von Erich Heckel beeinflussten Farb- und Formauffassung bereits Mitte der 1920er Jahre wieder zugunsten einer weicheren Malweise aufgibt, sind nur sehr wenige Gemälde aus jener bedeutenden Schaffensphase der früh verstorbenen Künstlerin überliefert. Das vorliegende Gemälde "Akte" ist eines dieser seltenen malerischen Zeugnisse von herausragender künstlerischer Qualität und Raffinesse, wie sie vorrangig in Maetzel-Johannsens Figurenbildern dieser Jahre zum Audruck kommt. Die expressiv zum Oval komponierten rot-gelben Körper der beiden badenden Akte und das blau hinterfangende Oval des Sees bilden das spannungsreiche Zentrum einer kraftvollen Komposition, die durch das leuchtende Weiß der Tücher akzentuiert und durch die grün-braunen Formgebilde der Wiese und der Bäume ausgesprochen kunstvoll umfangen wird.

Während unser Gemälde deutlich die Handschrift des Expressionismus trägt, werden Dorothea Maetzel-Johannsens Bilder ab der Mitte der 1920er Jahre zunehmend duftiger und leichter, was sich durch einen langen Frankreich-Aufenthalt und die Rezeption der impressionistischen Kunst, allen voran der des Paul Cézanne, erklären lässt. Landschaften, Stillleben mit Früchten und Pflanzen sowie Figurenbilder gehören stets zu den bevorzugten Sujets der Künstlerin, die im Jahr 1930, nur zwei Tage nach ihrem 44. Geburtstag, infolge eines Herzleidens verstirbt.




338
Dorothea Maetzel-Johannsen
Akte, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 168.750

(inkl. Käuferaufgeld)