Auktion: 417 / Alte Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts am 21.11.2014 in München Lot 65

 

65
Mappenwerk / Portfolio
12 Bll.: Die Stunden des Raphael: Allegorien der 6 Stunden des Tages und der 6 Stunden der Nacht, 1806.
Kupferstich
Schätzung:
€ 1.200
Ergebnis:
€ 1.875

(inkl. Käuferaufgeld)
12 Bll.: Die Stunden des Raphael: Allegorien der 6 Stunden des Tages und der 6 Stunden der Nacht. 1806.
Vollständige Folge von 12 Kupferstichen.
Le Blanc (Fosseyeux) 3. Le Blanc (Petit) 8 (?). Inventaire du Fonds Français après 1800 (Mariage), Bd. XV, S. 224, Nr. 5. Ebd. (Bougois), Bd. III, S. 293, Nr. 3. Ebd. (Hubert), Bd. X. S. 508, Nr. 6. Ebd. (Dequevauvillier), Bd. VI, S. 265, Nr. 33. Jeweils in der Platte signiert, bezeichnet und betitelt. Prachtvolle tiefschwarze Drucke auf Velin. Je ca. 49 x 35,2 cm (19,2 x 13,8 in). Papier: bis 68 x 50,7 cm (26,8 x 20 in).
Gestochen von Jean Baptiste Fosseyeux (1752-1824), Louis Petit (1760-1812), Louis Croutelle (1765-1829), Jacques Lavallée (Anfang 19. Jh.), Louis François Mariage (1785-1828), J.B.H. Bourgois (Anfang 19. Jh.), N. Thomas (um 1750-1812), Jean François Ribault (1767-1820), François Hubert (1744-1809), François Jacques Dequevauvillier (1783-ca.1848).

LITERATUR: Vgl. Ausst.-Kat. Raphael et la seconde main, hrsg. von Rainer Michael Mason, Musée d'art et d'histoire, Genf 1984, S. 266-270.

Diese im 19. Jahrhundert äußerst einflussreiche allegorische Folge wird als Gemeinschaftsarbeit von zehn Stechern geschaffen sowie von Richomme und Damour gedruckt und herausgegeben. Unter dem Titel "Die Stunden des Raphael" gewinnen die zwölf Darstellungen nicht nur durch eine Reihe von Nachstichen gesteigerte Popularität und werden selbst zur Dekoration kunsthandwerklicher Erzeugnisse herangezogen. Sie dienen auch Michelangelo Maestri für seine mehrfach wiederholten, begehrten Gouachen als Vorlage. Die Bezeichnung "Rafael Sanzio inv" scheint jedoch eher einem geschickten marktstrategischen Kalkül entsprungen zu sein als in einem konkreten fassbaren Vorbild Raphaels begründet. Im 19. Jahrhundert wurden Vorlagen aus dem engsten Schülerkreis Raphaels in Römischen Palästen vermutet oder die Folge als Teil einer verlorenen Deckendekoration der Borgia-Appartements im Vatikan gesehen. Vor der Publikation der Folge 1806 finden sich allerdings keine Hinweise, die eindeutig auf entsprechende Dekorationen Raphaels oder seines Kreises schließen lassen. Allerdings lassen sich Übereinstimmungen einzelner Figuren mit verschiedenen Arbeiten des Meisters oder seiner Mitarbeiter aufzeigen. Solche herausgegriffenen Einzelfiguren finden sich jedoch immer nur zitathaft eingereiht in den neuen Kontext dieser allegorischen Stunden-Folge. So wiederholt beispielsweise die Figur der III. Stunde des Tages Raphaels Galathea in der Villa Farnesina in Rom im Gegensinn. Diejenige der V. Stunde des Tages geht auf den ersten Engel von links aus der "Disputa" in den Stanzen des Vatikan zurück und die Allegorie der V. Stunde der Nacht zeigt markante Übereinstimmungen mit einem Engel Perino del Vargas im Zentrum einer Deckendekoration im Vatikanischen Palast. Andere Figuren hingegen stehen in engem Bezug zu einer Serie von antiken Wanddekorationen, die 1749 bei den Ausgrabungen in Herculaneum entdeckt worden waren. Insbesondere eine Folge von zwölf Tänzerinnen haben als ikonografische Vorlage zu manchen unserer Allegorien gedient. Einem breiten Publikum bekannt wurden die Ereignisse dieser Ausgrabungen durch die groß angelegte, 1757 bis 1792 in acht Foliobänden unter dem Titel "Antichità di Ercolano esposte" erschienene Publikationsreihe der eigens zu diesem Zwecke gegründeten Reale Accademia Ercolanese. Bereits 1780 wurde eine französische Ausgabe veröffentlicht. [CB].




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Mappenwerk / Portfolio
12 Bll.: Die Stunden des Raphael: Allegorien der 6 Stunden des Tages und der 6 Stunden der Nacht, 1806.
Kupferstich
Schätzung:
€ 1.200
Ergebnis:
€ 1.875

(inkl. Käuferaufgeld)