Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 884

 

884
Günter Fruhtrunk
Entladung (ET. I), 1981.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 51.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Entladung (ET. I). 1981.
Acryl auf Leinwand über Holz.
Nicht bei Wendt. Verso monogrammiert, datiert, betitelt und bezeichnet sowie mit Richtungspfeil. 72,5 x 90 cm (28,5 x 35,4 in). [JS].

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Galerie Lahumière, Paris (verso mit dem Etikett).
Akira Ikeda Gallery, Taura/Japan 9.2.-29.3.2008 und Berlin 23.5.-5.2008 (mit Abb. S. 47).

Nach dem Abitur nimmt Günter Fruhtrunk ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in München auf, das er jedoch nach zwei Semestern aufgibt, um im Herbst 1941 als Kriegsfreiwilliger zu dienen. Schon während der Kriegsjahre - sozusagen als Gegengewicht zu den Kriegserlebnissen - zeichnet und aquarelliert Fruhtrunk, vor allem Landschaftsmotive. In Neufrach beginnt Fruhtrunk 1945 ein Privatstudium bei dem Maler und Grafiker William Straube, der ein Schüler von Hölzel und Matisse ist. 1948 lernt Fruhtrunk Willi Baumeister kennen, 1949 Julius Bissier, was ihm, so der Künstler selbst, zur Annäherung an die gegenstandslose Malerei verhilft. Als der Künstler 1954 ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg und des Gouvernement Français erhält, zieht er nach Paris, um dort in den Ateliers von Léger und Arp zu arbeiten. 1955 tritt Günter Fruhtrunk dann mit seinen Resultaten zum ersten Mal in Paris bei der Ausstellung des Cercle Volnay von René Drouin auf. Auch in den sechziger Jahren lebt und arbeitet Fruhtrunk hauptsächlich in Paris bzw. Frankreich. 1961 erhält Fruhtrunk den Prix Jean Arp in Köln, 1966 gibt es für ihn die Silbermedaille des Prix d'Europe in Ostende. Eine Retrospektive der Arbeiten Fruhtrunks findet 1963 im Museum am Ostwall in Dortmund statt. Zum Wintersemester 1967/68 nimmt Fruhtrunk eine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie München auf. Die Teilnahme an der Documenta 4 deutet auf den gewichtigen Stellenwert des Künstlers in der deutschen Kunstgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg hin.

Bereits während Günter Fruhtrunks Pariser Zeit von 1954 bis 1966 versucht der Maler und Grafiker die Grenzen der geometrischen Abstraktion zu überschreiten und eine dynamische Spielart der konkreten Malerei zu entwickeln. Fortan durchlaufen überlegte Anordnungen von Streifenstrukturen, vertikal und später diagonal, den dadurch dynamisierten und destabilisierten Bildraum. Die vorliegende Arbeit, die nur ein Jahr vor Fruhtrunks Tod entstanden ist, zeichnet sich durch ihre stark reduzierte Bildsprache aus. Streng vertikal durchziehen die gelben Farbstreifen den roten Grund und schaffen auf diese Weise eine Rhythmisierung, die sich im Auge des Betrachters auch über die Grenzen der Bildfläche hinaus fortsetzt. Fruhtrunk gelingt somit selbst mit den nun auf ein Minimum reduzierten formalen Gestaltungsmitteln eine eindrucksvolle Dynamisierung der streng geometrischen Komposition.

Am 12. Dezember 1982 nimmt sich Günter Fruhtrunk in seinem Atelier in der Münchner Kunstakademie das Leben.




884
Günter Fruhtrunk
Entladung (ET. I), 1981.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 51.250

(inkl. Käuferaufgeld)