Auktion: 424 / Klassische Moderne am 11./13.06.2015 in München Lot 215

 

215
Alexej von Jawlensky
Teller mit Äpfeln (Äpfelstillleben), 1932.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 175.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Teller mit Äpfeln (Äpfelstillleben). 1932.
Öl auf Malpappe, auf Karton aufgezogen.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 2257. Jawlensky Bianconi Nachtrag Band 3 CR (2257r). Links unten signiert und datiert. 26,2 x 40 cm (10,3 x 15,7 in).

Farblich reizvolles Stillleben.
Wir danken Frau Angelica Jawlensky-Bianconi, Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., Locarno, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Sammlung Dr. Bernward Talleur, Hofheim im Taunus (seit 1938/39, direkt vom Künstler unter Vermittlung von Hanna Bekker vom Rath erworben).
Privatsammlung, Hofheim im Taunus (seit 1965 durch Erbschaft).
Privatsammlung Deutschland.

LITERATUR: Angelica Jawlensky Bianconi, Zur Spaltung der Kartonbildträger Alexej von Jawlenskys, in: Alexej von Jawlensky-Archiv AG, Locarno (Hrsg.), Forschungsbeiträge zu Leben und Werk Alexej von Jawlenskys (Reihe Bild und Wissenschaft Bd. 3), Locarno 2009, S. 147.
Nathalie Bäschlin, Alexej Jawlenskys Grüner Reiter – ein Kommentar aus restaurierungsethischer Sicht, in: Alexej von Jawlensky-Archiv AG, Locarno (Hrsg.), Forschungsbeiträge zu Leben und Werk Alexej von Jawlenskys (Reihe Bild und Wissenschaft Bd. 3), Locarno 2009, S. 163.

Seit Paul Cézanne im späten neunzehnten Jahrhundert das reine Apfelstillleben in den Kanon seiner Arbeiten aufnimmt, um in der bewussten Schlichtheit des Motivs eine besondere malerische Herausforderung zu suchen, erscheint es mit kaum nachlassender Bewunderung in den Werken von der klassischen Moderne bis in die Jetztzeit. Im Kunstsalon Bruno und Paul Cassirer in Berlin werden 1900 erstmalig Werke von Cézanne, darunter mehrere Apfelstillleben, ausgestellt, die, wenn auch von der zeitgenössischen Kritik nicht sonderlich mit Lob bedacht, für zukünftige Malergenerationen beeindruckenden Nachhall hinterlassen. Sowohl die deutschen Spätimpressionisten, darunter besonders Carl Schuch mit herausragenden Umsetzungen dieses Motivs, als auch die Expressionisten entdecken das Apfelstillleben für sich. In seinen letzten Lebensjahren, von langer Krankheit überschattet, greift Jawlensky das Thema nochmals auf, das er bereits um 1904, noch ganz unter dem Einfluss des Spätimpressionismus, vor allem aber vom malerischen Werk van Goghs beeinflusst, farbstark gestaltet hatte. Ganz in seine malerischen "Meditationen" versunken, mag dieser Rückgriff Jawlenskys auf früh Geschaffenes wie ein Erinnern an glücklichere Zeiten anmuten. "Meine Freunde, die Äpfel, die ich wegen ihrer reizenden, roten, gelben, lila und grünen Kleider liebe, sind für mich auf diesem oder jenem Hintergrund, keine Äpfel mehr. Ihre Töne und ihre strahlenden Farben auf dem Grund anderer nüchterner Töne verschmelzen sich zu einer von Dissonanzen durchzogenen Harmonie und sie erklingen meinem Auge wie eine Musik, die mir diese oder jene Stimmung meiner Seele wiedergibt. Äpfel, Bäume, menschliche Gesichter sind für mich nur Hinweise, um in ihnen etwas anderes zu sehen: das Leben der Farbe erfaßt von einem Leidenschaftlichen, einem Verliebten." (zit nach: Clemens Weiler, Köpfe, Gesichter, Meditationen, 1997, S.121)



215
Alexej von Jawlensky
Teller mit Äpfeln (Äpfelstillleben), 1932.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 175.000

(inkl. Käuferaufgeld)