Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 832

 

832
Anselm Reyle
Ohne Titel, 2006.
Objekt
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 13.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 2006.
Objekt. Keramik, textilbezogener Lampenschirm, farbige Glühbirne, Acryl und MDF-Sockel.
73,3 x 40 x 40 cm (28,8 x 15,7 x 15,7 in).
Funktionstüchtig. [EL].

Mit einer schriftlichen Echtheitsbestätigung des Künstlers.

PROVENIENZ: Max Wigram Gallery, London.

AUSSTELLUNG: Galerie Almine Rech, Art 37 Basel, 14.-19.6.2006.

Anselm Reyle zählt zu den großen Shooting Stars der Gegenwartskunst. Er absolviert sein Studium der Kunst in Stuttgart sowie in Karlsruhe. Im Jahr 1997 zieht es Anselm Reyle nach Berlin, wo er gemeinsam mit Dieter Detzner, John Bock, Michel Majerus und Berta Fischer ein Atelier bezieht. Auch für die Vermarktung seiner Kunst bedient sich Anselm Reyle seines Netzwerkes: Er beteiligt sich an der Etablierung zweier Produzentengalerien und entwickelt gemeinsam mit Claus Andersen, Thilo Heinzmann und Dirk Bell die entsprechenden Konzepte zu "Andersen's Wohnung" und "Montparnasse". In seinen Arbeiten knüpft Anselm Reyle an verschiedene Tendenzen des 20. Jahrhunderts an. So erinnern seine Streifenbilder beispielsweise deutlich an die Post Painterly Abstraction der 1960er Jahre. Die aus verschiedenen Materialien und Farbkombinationen zusammengesetzten Streifenbilder spielen mit einzigartigen Farb(dis)harmonien und optischen Effekten, die in ihrer seriellen Rhythmisierung auch auf einer emotionalen Ebene unmittelbar ansprechend sind. Aber schon dabei gilt, dass Anselm Reyle die durchlässige Grenze zwischen Kunst und Kitsch nicht nur verunklart, sondern bewusst überschreitet. Deutlicher noch wird dies in den glitzernden Folienbildern oder in den mit Neonfarbe oder Effektlack verzierten Objekten, wie Lampen, Vasen oder anderen Alltagsgegenständen. Hier verweigert sich Anselm Reyle dem Stil- und Geschmackvollen in besonderem Maße und hinterfragt damit subtil einen zumindest in gebildeten Schichten herrschenden gesellschaftlichen Konsens. Darin schließt Anselm Reyle, in der Tradition des Neo Pop stehend, an die Vermengung von "Hochkunst" und Konsumwelt an, die in den 1960er Jahren ihren größten Erfolg hatte. So auch bei unserem Werk, einer Lampe im Stil der späten 1960er Jahre, deren in erdigen, gedeckten Tönen gestalteter Lampenschirm mit verschiedenen grellen Neontönen übermalt oder besser überspritzt ist. Zwischen leuchtenden Farbspritzern, altem Lampenfuß und -schirm entsteht ein stechender optischer Kontrast, der durch das schummrige grüne Licht der Lampe untermalt wird. Vintage-Kitsch und moderne Absage an die "gute alte Zeit" gehen hier eine spannungsvolle Symbiose ein. Dabei wecken die Farb- und Materialkombinationen Reyles immer neue Assoziationen und sind gleichzeitig Teil einer innovativen, individuellen künstlerischen Syntax: "Die Revisionen und Verarbeitungen des Kunstbegriffs, der Geschichte und künstlerischer Vorgängerpositionen gehören bei Anselm Reyle zu einer künstlerischen Praxis, bei der Fortschritt nicht geradlinig auf einen Endpunkt hin gedacht ist, sondern auf permanenter Transformation beruht mit einer Ästhetik der Drastik, die der Zeitgenossenschaft verpflichtet ist und zugleich auf Zeitlosigkeit zielt." (zit. nach: Anna-Catherina Gebbers, Anselm Reyle. Streifenbilder. Stripe-Paintings 2003-2013, Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin 2015, S. 11). Im neuen Jahrtausend gewinnt Anselm Reyle rasch an Ansehen, die Nachfrage nach seinen Werken steigt. Ab 2001 beschäftigt er zur Produktion sogar ein Assistententeam und bezieht ein großes Atelier, das auf die Herstellungsbedingungen zugeschnitten ist. Anselm Reyle bedient aber nicht nur den Kunstmarkt, sondern bespielt auch internationale Einzelausstellungen wie in der Kunsthalle Zürich (2006), dem Modern Institute in Glasgow (2007) und den Hamburger Deichtorhallen (2012/13). Seit Anfang 2014 hat der in Berlin lebende Anselm Reyle sein künstlerisches Schaffen unterbrochen.



832
Anselm Reyle
Ohne Titel, 2006.
Objekt
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 13.375

(inkl. Käuferaufgeld)