Auktion: 459 / Klassische Moderne I am 09.12.2017 in München Lot 665

 

665
Albert Bloch
Stammgäste, 1921.
Öl
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 125.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Stammgäste. 1921.
Öl auf Malplatte.
Links unten monogrammiert und datiert, verso betitelt und an die Malerin Emmy Klinker gewidmet "B/ für E. K. / im Februar 1921 / München". 59,5 x 39,5 cm (23,4 x 15,5 in).

Eine der seltenen figürlichen Kompositionen aus dem expressionistischen Frühwerk des Künstlers.

PROVENIENZ: Sammlung Justizrat Richard Klinker, Barmen, bzw. Emmy Klinker, München.
Privatbesitz (bis 1978).
Galerie Wolfgang Ketterer, München, 30. Auktion, 11.-13. Dezember 1978, Los 640, mit sw-Abb.
Privatsammlung Bayern (beim Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz) .

AUSSTELLUNG: Albert Bloch 1882-1968. Ein amerikanischer Blauer Reiter, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 16.4.-29.6.1997.

In Herwarth Waldens "Sturm"-Galerie in Berlin hat Albert Bloch bereits im März 1916 eine große Doppelausstellung mit Paul Klee. Blochs Arbeiten werden im Kontext dieser Ausstellung in der Berliner Presse gegenüber denen von Klee derart gelobt, dass sich Bloch sogar veranlasst sieht, ein Protestschreiben zu verfassen, das schließlich in Waldens Zeitschrift "Der Sturm" veröffentlicht wird. Umso bedauerlicher ist es, dass Bloch selbst in späteren Jahren eine Vielzahl der Gemälde seines expressionistischen Frühwerks zerstört hat. "Stammgäste" von 1921 ist daher eine der ausgesprochen seltenen figürlichen Kompositionen aus dem expressionistischen Frühwerk Blochs, welche als die international gefragtesten Arbeiten des Künstlers gelten.
Der frühe Tod des befreundeten Künstlers Franz Marc im Ersten Weltkrieg ist 1916 ein besonders einschneidendes Ereignis und ein schmerzlicher Verlust für Bloch, der jedoch im selben Jahr einen für die Folgezeit zentralen neuen privaten Kontakt zu der jungen Malerin Emmy Klinker knüpft. Diese war als Schülerin aus dem Rheinland zu dem in München unterrichtenden amerikanischen Künstler gekommen und ihr ist auch das vorliegende Gemälde gewidmet.
Das Blochs beeindruckendem expressionistischen Frühwerk zuzuordnende Gemälde "Stammgäste" ist kurz vor Blochs Rückkehr in die USA entstanden und ist nicht nur ein herausragendes kunsthistorisches Zeugnis seines sozialkritischen Nachkriegsstils, sondern darüber hinaus auch eine visuelle Dokumentation seiner Freundschaft zu der "Sturm"-Künstlerin Emmy Klinker, mit der Bloch seine letzten Monate in München bis März 1921 verbracht hat. Und schließlich ist die äußerst expressive Komposition der diskutierenden "Stammgäste" - die auch hinsichtlich der Motivik und der höhengestaffelten Anordnung der Dargestellten geradezu George Groszs 1926 entstandenes Werk "Stützen der Gesellschaft" (Neue Nationalgalerie, Berlin) vorwegzunehmen scheint - eines der wenigen Gemälde aus der Sammlung des Vaters von Emmy und frühen Bloch-Förderer Richard Klinker, das die Bombenangriffe von 1943 unbeschadet überstanden hat. Denn 1946 teilt Emmy Klinker in einem Schreiben an Albert Bloch nach Lawrence mit: "Von Dir erhalten sind 'Interieur' Ende 1920, 'Straße' 1921, 'Stammgäste' Februar 1921 und undatiert ein kleines Haus im Garten ganz in rot-grün komponiert." (zit. nach: A. Hoberg, Albert Bloch in München 1909 bis 1921, Anm. 69, S. 78, in: Albert Bloch. Ein amerikanischer Blauer Reiter, München 1997). Das ebenfalls an dieser Stelle erwähnte Gemälde "Interieur", welches Bloch ebenso wie "Stammgäste" nach seiner Rückkehr von Ascona nach München gemalt und Emmy Klinker gewidmet hat, befindet sich heute in der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und zeichnet sich ebenfalls durch seine expressive Figurenauffassung und die leuchtend-warme Farbgebung der Komposition aus. [JS]



665
Albert Bloch
Stammgäste, 1921.
Öl
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 125.000

(inkl. Käuferaufgeld)