Auktion: 458 / Kunst nach 1945 II am 08.12.2017 in München Lot 420

 

420
Kazuo Shiraga
Work, 1980.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Work. 1980.
Gouache.
Links unten signiert und datiert. Verso mit japanischen Schriftzeichen bezeichnet. Auf leicht strukturiertem Velin. 38 x 49,7 cm (14,9 x 19,5 in) , blattgroß.
[CB].

Mit einem "Certificate of Registration" der Nr. 3 des Kazuo Shiraga Authentication Committees, Japan Art Dealers Association, vom 15. Februar 2010 (in Kopie).

PROVENIENZ: Privatsammlung Italien.

Kazuo Shiraga schließt 1948 sein Studium der traditionellen japanischen Malerei an der Kyoto City Specialist School of Arts ab. Die historische Umbruchsituation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fordert in den Augen Shiragas auch einen künstlerischen Neuanfang, und so beginnt er sich verstärkt mit den Kunststilen der westlichen Welt auseinanderzusetzen. 1952 gründet der gemeinsam mit anderen Künstlern die "Zero Gruppe", deren Namen der Überzeugung entspringt, dass jede künstlerische Schöpfung aus dem Nichts hervorgeht. Bereits wenig später gehört Shiraga zu den Mitbegründern und führenden Vertretern der "Gutai"-Gruppe um den spirituellen Meister Jiro Yoshihara, welcher von buddhistischem Gedankengut geprägt seine Anhänger auf ihrem Weg zu einer vollkommen neuartigen Art der Malerei ermutigt. Das Wort "gutai" bedeutet etwa soviel wie "konkret", den Bestrebungen der konkreten Poesie entsprechend war das Ziel der Gruppe, die Bildsprache nicht mehr nur als Mittel zur Beschreibung eines Sachverhaltes zu nutzen, sondern diese selbst zum Zweck und Gegenstand der Malerei zu erheben. 1955 lässt der Künstler auf der "Gutai"-Ausstellung in Tokio in einer Art Performance ein Wachsrelief unter dem Druck und der Bewegung seines Körpers entstehen, 1957 kommt es dann in einer Galerie in Osaka zu Shiragas erster Fußgemälde-Performance. Der Künstler hält sich an einem von der Decke hängenden Seil fest und verteilt mit den Füßen Ölfarbe über ein am Boden liegendes Papier. Shiragas Arbeiten sind aufgrund des körperbetonten Farbauftrags im Ausstellungskontext als Happening zu bezeichnen und gehen jenen epochemachenden Arbeiten von Allen Kaprow und Yves Klein zeitlich voraus. Kopien des im japanischen Kunstmagazin "Geijutsu Shincho" publizierten Manifests der "Gutai"-Gruppe wurden 1956 auch in Jackson Pollocks Bibliothek gefunden. 1971 tritt Shiraga unter dem Namen Sodo als buddhistischer Mönch in das Enryaku Kloster in der Nähe von Kyoto ein. In seinem in den Folgejahren entstandenen Spätwerk ist er dieser kraftraubenden und dynamischen Art des Farbauftrages treu geblieben. Kazuo Shiragas spätere Arbeiten sind ebenfalls Ausdruck dieses aktiven und zugleich kontemplativen Schaffensprozesses.
Ende 2007 präsentiert die Annely Juda Gallery in London in einer großen Einzelausstellung sein Werk. Arbeiten Shiragas befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen, unter anderem im Hara Museum, Tokio, im Musée d'Art Contemporain, Marseille, und im Museum of Modern Art, Tokio.



420
Kazuo Shiraga
Work, 1980.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)