Auktion: 465 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.05.2018 in München Lot 4

 

4
Friedrich Dürck
Bildnis der Caroline Krafft, geb. Platner (1811-1873), 1835.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Bildnis der Caroline Krafft, geb. Platner (1811-1873). 1835.
Öl auf Leinwand , aufgezogen auf Karton und auf Keilrahmen aufgelegt.
Links unten signiert und datiert. Verso auf einem alten Etikett handschriftlich in Tinte bezeichnet. 72 x 60,5 cm (28,3 x 23,8 in).

Eines der selten auf dem Kunstmarkt angebotenen Porträts des Neffen von Joseph Stieler.
Wir danken Herrn Dr. Arno Scherling für die freundliche Auskunft. Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Familie des Theologen Prof. Friedrich, Mitbegründer der altkatholischen Kirche (Verwandter der Dargestellten).
Wolfgang Christlieb (Nachkomme der Dargestellten), München.
Privatsammlung Süddeutschland (seit ca. 30 Jahren, direkt vom Vorgenannten erworben).

Unser in seiner malerischen Qualität bestechendes Halbfigurenporträt zeigt Caroline Krafft, geborene Platner, die Tochter von Georg Zacharias Platner und Maria Katharina Elise Cramer. Der Nürnberger Kaufherr Georg Zacharias Platner ging als Betreiber der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth in die Geschichte ein. Seine Tochter Caroline heiratet Philipp Casimir Krafft, der ab 1829 Inhaber der Platner'schen Tabakfabrik in Nürnberg, ab 1836 der Lotzbeck'schen Tabakfabrik in Augsburg ist. Das Bildnis zeigt die 24-jährige Caroline vor einer mit dunkelgrün schimmerndem Brokat bespannten Wand. Die dunkle Tonalität des Hintergrundes betont subtil den hellen Schimmer der perlmutterfarbenen Haut und das kühle Weiß des modischen Seidenkleids mit freier Schulterpartie und gepufften Ärmeln. Auch das goldbraune Haar ist modisch hochfrisiert und durch eine über die Stirn gelegte Goldkette geziert. Hervorstechend sind die tropfenförmigen Goldohrringe mit türkisfarbenen Edelsteinen, die sich bis heute im Besitz der Nachkommen der Dargestellten befinden.
Der Künstler Friedrich Dürck lernt zunächst an der Kunstakademie Leipzig, ab 1822 holt ihn sein berühmter Onkel, der bayerische Hofmaler Joseph Stieler, nach München. Hier bildet sich Dürck an der Kunstakademie sowie unter Anleitung seines Onkels weiter. Gemeinsam mit dem von Adel und Bürgertum hoch geschätzten Stieler arbeitet Dürck unermüdlich Seite an Seite bei der Fertigstellung von Porträts sowie für die Ausstattung von Schloss Nymphenburg. Zwei Bildnisse der Schönheitengalerie aus den 1860er Jahren, die Porträts von Anna von Creiner und Carlotta Freiin von Breidbach-Bürresheim, stammen sogar allein von Dürck. Auch unser Bildnis von Caroline Krafft würde als Teil dieser berühmten Galerie nicht überraschen. Die malerische Qualität und die klassische Schönheit der Dargestellten erinnern an Bildnisse wie das von Franziska Romana Gräfin von Leyden, das etwa um 1835 für die Schönheitengalerie entsteht. Beide Damen tragen ein ähnlich modisches Seidengewand und einen über die Stirn gelegten Haarschmuck (vgl. von Hase-Schmundt 174).
Auch unabhängig von seinem berühmten Onkel wird die künstlerische Leistung Dürcks hoch geschätzt. Nach seiner Rückkehr von der klassischen Italienreise Mitte der 1830er Jahre wird er zum gefragten Maler von zahlreichen Persönlichkeiten am bayerischen, später auch des schwedischen und österreichischen Hofs. Einige Arbeiten Friedrich Dürcks befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen, die meist in Familienbesitz befindlichen Porträts jedoch werden selten auf dem Kunstmarkt angeboten. [FS]



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Friedrich Dürck
Bildnis der Caroline Krafft, geb. Platner (1811-1873), 1835.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)