Auktion: 477 / Klassiker des 20. Jahrhunderts II am 07.12.2018 in München Lot 414

 

414
Otto Mueller
Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad), 1936.
Farblithografie
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 43.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad). 1936.
Farblithografie von 3 Steinen in Grün aquarelliert.
Karsch 168. Unikat. Auf bräunlichem Velin. 68,6 x 49,6 cm (27 x 19,5 in) , blattgroß.

PROVENIENZ: Nachlass Otto Mueller (verso mit dem Stempel, Lugt 1829d).
Städtisches Museum Wuppertal-Elberfeld (verso mit dem Stempel).
Staatsbesitz (1937-1939, verso mit der EK-Nummer).
Bernhard A. Böhmer, Güstrow (1939, durch Kauf vom Vorgenannten).
Privatsammlung Norddeutschland.

LITERATUR: www.geschkult.fu-berlin.de/e/db_entart_kunst/datenbank (EK-Nr.: 300).

Wann Otto Mueller den Plan fasste, eine Mappe mit Farblithografien unter dem Titel "Zigeuner" zu schaffen, lässt sich anhand der Quellen nicht belegen. Fest steht, dass sie im März 1927 vollendet wurde. 1928 war die Mappe in einer Sonderschau der Galerie Ferdinand Möller in Berlin zusammen mit Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Lithografien ausgestellt. Das Thema ist nicht neu im Schaffen des Künstlers, der sich immer wieder intensiv mit Zigeunerthemen auseinandergesetzt hatte. Bezeichnend ist der romantische Ansatz bei Mueller, der sich den Zigeunern nicht nur motivisch verbunden fühlte. Die "Zigeunermadonna" ist das letzte der Blätter in der "Zigeuner"-Folge. Mueller sieht sie ganz diesseitig, eine Pfeife rauchend und mit einem wirkungsvoll im Hintergrund platzierten Wagenrad als Heiligenschein, beides Symbole für die unstet gelebte Unabhängigkeit dieser Menschen. Er bricht in diesen Darstellungen mit einem Klischee. Bis dahin waren die Zigeuner, wenn überhaupt, nur als Wahrsager oder Diebe gezeigt worden. Mueller ist fasziniert von der schrankenlosen Freiheit, die sie aufgrund ihrer Stellung außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft genießen und zu der sie gleichzeitig verurteilt sind. Er schildert die menschliche Würde, die von ihnen ausgeht. In die Fertigstellung der Mappe hatte der Künstler viel Energie gesteckt, verbunden mit der Hoffnung eines guten Verkaufs. Der stellte sich allerdings nur zögernd ein. Ein großer Teil der Farblithografien blieb unsigniert beim Nachlass. Sie wurden nach dem II. Weltkrieg mit einer Bestätigung von Erich Heckel verkauft. Unser original signiertes Blatt ist darum umso höher zu werten, da es durch seine Farbschönheit und die Originalität seiner Ausgabe besticht.



414
Otto Mueller
Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad), 1936.
Farblithografie
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 43.750

(inkl. Käuferaufgeld)