Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 163

 

163
Ernst Ludwig Kirchner
Die Mulde bei Lichtenwalde, Um 1903/20.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 92.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Die Mulde bei Lichtenwalde. Um 1903/20.
Öl auf Leinwand.
Gordon 2. Verso betitelt, datiert "1896" und bezeichnet "als Schüler gemalt". Hier auch mit dem "Dre/Aa 1" bezeichneten Nachlassstempel. 19,5 x 27,2 cm (7,6 x 10,7 in).

• Erstes Landschaftsgemälde Kirchners.
• Frühestes, je auf einer Auktion angebotenes Gemälde Kirchners
.

Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner 1889-1938, Kunsthaus Zürich, 29.3.-4.5.1952, Kat.-Nr. 1. (dort datiert 1896).
Ernst Ludwig Kirchner. Die Deutschlandreise 1925/1926, Chemnitz, Kunstsammlungen Chemnitz, Katnr. 31, Abb.S. 141.
Braith-Mali-Museum, Biberach (Dauerleihgabe bis Januar 2019).

LITERATUR: Ruth Zihlmann, Ernst Ludwig Kirchner und das Selbstbildnis. Zwischen Selbstdefinition und öffentlicher Präsentation. Bern, 1997, Abb. 65.
Uwe Degreif, Frank Brunecker (Hrsg.), E. L. Kirchner im Braith-Mali-Museum Biberach, Biberach 2004, S. 20ff.

1903 schließt Ernst Ludwig Kirchner den ersten Abschnitt seines Architekturstudiums ab. In diesem Jahr entsteht unser kleines Gemälde. Die Darstellung ist von Kirchner selbst verso mit der Ortsangabe "die Mulde bei Lichtenwalde" und einer Datierung "1896" versehen. Diese frühe Datierung ist wohl einer von Kirchner oftmals selbst vorgenommenen Vordatierung zuzuschreiben. Das Bild zeigt die Gegend in der Nähe von Chemnitz, dem damaligen Wohnort der Familie Kirchner. Die Landschaft ist zeitlebens ein zentrales Thema im Werk Ernst Ludwig Kirchners. In der Entwicklung dieses Genres im Gesamtœuvre lässt sich nicht nur seine künstlerische Entwicklung verfolgen, sie ist auch immer ein Spiegel seines Empfindens. Unser kleines Bild ist das erste überlieferte Landschaftsgemälde des Künstlers überhaupt und als solches mit der Werkverzeichnis-Nr. 2 versehen. Stilistisch ist die Arbeit noch vor dem Eindringen der pointillistischen Malweise einzuordnen und Kirchner hat die Darstellung wohl selbst in den Jahren um 1909 überarbeitet. Darauf verweisen die dunklen, bewegten Konturen der Baumgruppe sowie die Akzentuierung der Wolkenformation. Die pointierte Lichtsetzung mit Gelb hat der Künstler vermutlich viel später aufgebracht. Unsere frühe Landschaft hat Ernst Ludwig Kirchner dauerhaft begleitet und er hat sich immer wieder damit beschäftigt. Das zeigt auch sein letztes Selbstbildnis (heute im Bündner Kunstmuseum, Chur), auf dem unser Landschaftsbild rechts hinter dem Künstler zu sehen ist. "Mehr als 30 Jahre nach seiner Entstehung stellt er es sich zur Seite, um auf seine Anfänge als Maler hinzuweisen und an seine Herkunft zu erinnern." (U. Degreif, in: Ausst.-Kat. Biberach 2004, S. 21). [EH].



163
Ernst Ludwig Kirchner
Die Mulde bei Lichtenwalde, Um 1903/20.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 92.500

(inkl. Käuferaufgeld)