Auktion: 484 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.05.2019 in München Lot 20

 

20
Friedrich Preller d. Ä.
Landschaftsstudie aus Olevano, 1860.
Öl auf Papier, aufgezogen auf Karton
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Landschaftsstudie aus Olevano. 1860.
Öl auf Papier, aufgezogen auf Karton.
Links unten bezeichnet und datiert "Olevano 13. Aug. 1860". Verso mit verschiedenen handschriftlichen Bezeichnungen. 40 x 58 cm (15,7 x 22,8 in).
Die in Öl ausgeführte Landschaftsstudie entstand während der zweiten Italienreise 1859-1861. [FS].
•Stimmungsvolle Landschaftsstudie aus einer namhaften, auf die Kunst des frühen 19. Jahrhunderts spezialisierten Sammlung.

Wir danken Herrn Uwe Steinbrück, Universität Jena, für die freundliche Auskunft. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Sammlung Hans Helmut Geller (1894-1962), 1946 bis 1947 Intendant der Staatlichen Museen, Dresden.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1999 durch Erbfolge vom Vorgenannten erhalten).

Ende September 1859 reiste Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878) ein zweites Mal nach Italien, um sich auf die Ausführung der von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach in Auftrag gegebenen Odyssee-Fresken vorzubereiten. Geeignete Motive fanden sich an der neapolitanischen Riviera und in den als Studienort bevorzugten Sabiner Bergen östlich Roms. Unsere mit „Olevano 18. Aug. 1860“ bezeichnete Landschaftsstudie entstand in der oberhalb des Bergdorfes gelegenen Serpentara – jenem Eichenwäldchen, das im Verlauf des 19. Jahrhunderts bei deutschrömischen Landschaftsmalern vom Geheimtipp zum Sehnsuchtsort avancierte. In einer breit angelegten vorderen Bildzone wird der Betrachter unmittelbar mit dem kargen und urwüchsigen Charakter dieser Landschaft konfrontiert. Über unwegsames, von ausgedorrten Grasbüscheln bewachsenes Erosionsgelände hinweg, fällt der Blick auf einen rechterhand der Bildmitte aufragenden Felsen, der dicht von Steineichen umstanden ist. Die plastische Wiedergabe der teilweise freiliegenden, sich durch Gesteinszwischenräume ihren Weg ins Erdreich bahnenden Wurzeln; präzise ausformulierte Gräser und das zwischen Gelb-, Braun- und Grautönen changierende Terrain zeugen von einer genauen Naturbeobachtung. Durch den Detailreichtum von Pflanzen und Topographie abgelenkt, bemerkt man erst nach gewisser Zeit, dass sich in der linken Bildhälfte zwischen Bäumen und Sträuchern ein Ausblick zu einer weit entfernten Gebirgskette auftut. Auf deren höchstem Punkt sind schemenhaft Architekturen zu erkennen, bei denen es sich um das weithin sichtbare Felsennest von Civitella (heute Bellegra) handeln dürfte. Das Zusammentreffen von extremer Nah- und Fernsicht und der damit einhergehende Perspektivwechsel offenbart eine subtil angelegte Bildstrategie zeitlich versetzten Sehens, die auch andere - nur in sehr geringer Zahl überlieferte - Ölbilder aus dem Sommer des Jahres 1860 kennzeichnet. In der vorliegenden Studie gelangt Preller durch die Fokussierung auf einen nahsichtigen Landschaftsausschnitt außerdem zu einer offenen Raumauffassung, in der sich die Schemata klassischer Bildstrukturierungen auflösen. (Uwe Steinbrück)



20
Friedrich Preller d. Ä.
Landschaftsstudie aus Olevano, 1860.
Öl auf Papier, aufgezogen auf Karton
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)