Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 105

 

105
Rupprecht Geiger
464/67, 1967.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 156.250

(inkl. Käuferaufgeld)
464/67. 1967.
Öl auf Leinwand.
Dornacher/Geiger 444. Verso auf dem Keilrahmen signiert und betitelt "464/67". 243 x 202,5 cm (95,6 x 79,7 in).

• Äußerst typisches, lustvolles Bekenntnis zur Farbe.
• Außergewöhnlich großformatige, beeindruckende Arbeit.
• Rot ist die für Geigers Œuvre bedeutendste Farbe
.

PROVENIENZ: Sammlung Thomas und Maria Lenk, Schloss Tierberg.
Galerie Schlichtenmaier, Schloss Dätzingen, Grafenau.
Privatsammlung Bayern (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Rupprecht Geiger, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 16.6.-16.7.1967, Kat.-Nr. 47 (verso mit dem Etikett).
Rupprecht Geiger. Malerei, Graphitzeichnung, Städtische Kunsthalle, Düsseldorf, 4.8.-10.9.1967
Deutscher Künstlerbund, 27. Jahresausstellung, Stuttgart, 29.9.-4.11.1979 (verso mit dem Ausstellungsetikett).

"Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht high. Rot ist im Spektrum des Sonnenlichts. Schau in die glutrot untergehende Sonne und sie gibt dir Kraft für den kommenden Tag!"
Rupprecht Geiger, zit. nach: Hermann Weiß, Rot macht high, in: WELT vom 13.12.2009.

Zwischen 1965 und 1975, zur Entstehungszeit der hier angebotenen Arbeit, hält Rupprecht Geiger eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie, die damals eine führende Position in Deutschland einnimmt. Bereits um 1960 beginnt der Künstler, einzelne chromatische Farbverläufe auf nun meist rechteckige Leinwände zu bannen. Farblich konzentriert er sich in dieser Zeit insbesondere auf satte, strahlende Rottöne, sodass die hier angebotene Arbeit als besonders typisches Werk für die innerhalb seines Œuvres wichtigen 60er Jahre bezeichnet werden kann.
1935 schließt der Künstler ein Architekturstudium ab, bevor er dann während des Zweiten Weltkriegs als Soldat eingezogen wird und unter anderem an der Ostfront dient. Die unendliche Weite des russischen Himmels scheint ihn nachhaltig beeindruckt zu haben, denn er hält seine Eindrücke damals in zahlreichen Zeichnungen und Landschaftsgemälden fest. "Der Himmel ist von beispielloser Farbenpracht und von unglaublicher Weite. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt." (Rupprecht Geiger in seinem Kriegstagebuch, 17.11.1941) Auch die hier angebotene Arbeit aus zwei verwandten Rottönen im Flächenverhältnis 2:1 enthält einen gedachten, wenngleich nicht ganz linearen, tief liegenden Horizont und erinnert somit ein Stück weit an abendliche Himmelsphänomene. Man ist fast geneigt, das Werk als Landschaftsbild zu lesen und denkt entfernt an den Himmel in Caspar David Friedrichs "Der Mönch am Meer" (1810, Alte Nationalgalerie, Berlin), wäre da nicht das alles überstrahlende, leuchtend-kräftige und teils in pralles Pink kippende Rot. Der Farbe und deren Wirkung widmet Geiger zwar sein gesamtes Œuvre – setzt sie sogar mit reiner Energie gleich –, aber insbesondere sein lustvolles Bekenntnis zur Farbe Rot zeigt sich Zeit seines Lebens immer und immer wieder in seinen völlig einnehmenden, energetischen Werken. "Wie man einen Yves Klein am Blau erkennt, erkennt man einen Geiger am Rot", meint der Münchner Galerist Walter Storms (zit. nach: Hermann Weiß, Rot macht high, in: WELT vom 13.12.2009). Man mag dem Künstler also eine Farb-Obsession attestieren, aber genau durch diese gelingt es ihm, seine im Grunde minimalistischen Farbflächen mit sinnlichen und warmen Energien und einer deutlich spürbaren meditativen Ruhe auszustatten. Auch deshalb gilt er heute als einer der wichtigsten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts.
Die Kunst der ausdrucksstarken Reduktion verbindet Rupprecht Geiger mit dem befreundeten Künstler Thomas Lenk, aus dessen Sammlung dier hier angebotene Arbeit stammt. 2016 wird bei Ketterer eine kleine Arbeit Thomas Lenks aus der Sammlung Rupprecht Geigers verkauft, welche Lenk seinem guten Künstlerfreund Geiger geschenkt hatte und die bis zu Geigers Tod im Jahre 2009 in dessen Atelier ausgestellt war. Die hiermit dokumentierte, offensichtliche gegenseitige Wertschätzung der beiden Künstler beweist ihre eng verwandte künstlerische Position. [CH]



105
Rupprecht Geiger
464/67, 1967.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 156.250

(inkl. Käuferaufgeld)