Auktion: 496 / Evening Sale am 06.12.2019 in München Lot 143

 

143
Emil Nolde
Zinnien und Sonnenblumen, Um 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 106.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Zinnien und Sonnenblumen. Um 1930.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 38 x 26,2 cm (14,9 x 10,3 in), blattgroß.

• Mit intensiver Binnenaquarellierung.
• In flammenden Farben gehaltenes Blumenmotiv.
• Meisterhaftes Aquarell des großen deutschen Expressionisten
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 4. Januar 2012, in Kopie.

PROVENIENZ: Galerie Thomas, München.
Privatsammlung Süddeutschland (seit 1993, direkt vom Vorgenannten erworben)
Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Lempertz Köln, Auktion 3.6.1992, Lot 343.

Emil Nolde entwickelt in der Technik des Aquarells eine nie dagewesene Meisterschaft, die ihn zu Recht zu einem der bedeutendsten Maler des deutschen Expressionismus macht. Die rasch hintereinander entstehenden Papierarbeiten bedürfen einer akribischen Vorbereitung. Jolanthe Nolde erinnerte sich in den 1950er Jahren an seine Aquarelltechnik und beschreibt den Ablauf wie folgt: Nolde verdünnt jede einzelne Farbe in einem gesonderten Gefäß mit Wasser. Eine Arbeit, die er immer selbst verrichtet, weil jede Farbe einen anderen Grad der Verdünnung bedarf, das Verhältnis hat er im Gefühl. Die Becher mit den Farben werden in einer bestimmten Abfolge in zwei Reihen im Atelier positioniert. In jedem Gefäß steckt ein Pinsel, für die wichtigen Farben sind es auch mal zwei oder drei in verschiedenen Stärken. Dann stehen mehrere Gefäße mit klarem Wasser bereit, hier werden die mit Farbe getränkten Pinsel eingetaucht, bevor sie auf das Papier gesetzt werden. Nolde arbeitet also buchstäblich mit einem tropfnassen Pinsel. Er muss zügig arbeiten und oft ist ein entstandener Farbklecks in die Komposition zu integrieren. Möchte Nolde einen intensiveren Ton erreichen, geht er mehrmals über die Stelle. Er mischt die Farben kaum, weil sie sonst verdumpfen und an Leuchtkraft verlieren. Es entsteht ein Farbenteppich von unterschiedlicher Dichte. Die Blätter sind durch und durch mit Farbe getränkt, der weiße Papierton, der in früheren Arbeiten noch hervorscheinen kann, wird jetzt fast nie mehr genutzt. Die Aquarelle sind ganz und gar Farbe. Das Japanpapier, von denen er immense Vorräte in seinem Atelier hat, gibt ihm die Grundlage, seine geliebten Farben lebendig leuchten zu lassen. Sie geben den Farben einen stoffmäßigen und samtenen Charakter. Er arbeitet mit dicken weichen Bögen, saugfähig wie Löschpapier, und auch mit feineren hauchdünnen Arten. Die Blätter schneidet er frei von Hand zurecht, was die meist unregelmäßigen Blattkanten erklärt. In dieser einzigartigen Technik entstehen eine Vielzahl der viel bewunderten Aquarelle von Emil Nolde. In den warmen Farben des Herbstes präsentiert sich unsere spannungsvolle Blumenkomposition. Zinnien, rot verfärbtes Weinlaub und verblühte Sonnenblumen bestimmen die Darstellung. Das vorhergehend beschriebene Arbeiten in Schichten ist in "Zinnien und Sonnenblumen" besonders gut zu erkennen und macht den besonderen Reiz dieses Aquarelles aus. Auf die Blüten und Blätter sind goldene Lichtreflexe gesetzt, was die besondere Lichtstimmung im Herbst gekonnt einfängt und die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes zum Glühen bringt. [SM]



143
Emil Nolde
Zinnien und Sonnenblumen, Um 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 106.250

(inkl. Käuferaufgeld)