Auktion: 496 / Evening Sale am 06.12.2019 in München Lot 152

 

152
William Turnbull
Figure, 1992.
Bronze mit grünlich-schwarzer Patina
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 143.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Figure. 1992.
Bronze mit grünlich-schwarzer Patina.
Davidson 286. Auf der Standfläche mit dem Künstlermonogramm, der Datierung und Nummerierung. Aus einer Auflage von 6 Exemplaren. 219 x 65,5 x 42 cm (86,2 x 25,7 x 16,5 in).

• Eine absolute Besonderheit auf dem deutschen Auktionsmarkt.
• Monumentale Bronze mit wunderbarer grünlich-schwarzer Patina.
• Nach 15 Jahren ist erstmals wieder eine Skulptur des Künstlers auf dem deutschen Auktionsmarkt
.

PROVENIENZ: Waddington Galleries, London.
Privatsammlung Süddeutschland (1998 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: (wohl jeweils ein anderes Exemplar)
William Turnbull. Bronze Idols and Untitled Paintings, Serpentine Gallery, London, 15.11.1995-7.1.1996, Kat.-Nr. 63 (mit Farbabb., S. 85).
William Turnbull. Sculpture and Paintings, Waddington Galleries, London, 24.6.-18.7.1998, Kat.-Nr. 12 (mit Farbabb., S. 39).

LITERATUR: (wohl jeweils ein anderes Exemplar)
Amanda A. Davidson, The Sculpture of William Turnbull, Aldershot 2005, Kat.-Nr. 286, S. 184 und S. 39 (mit Farbabb.).
"He brought the painter’s eye to sculpture."
Alex Turnbull über seinen Vater William Turnbull, 2013, zit. nach: Stuart Jeffries, William Turnbull. Punk in the Genes, www.theguardian.com.

Obwohl William Turnbull insbesondere mit seinen dreidimensionalen Arbeiten in Bronze Bekanntheit erlangt, arbeitet er im Laufe seiner künstlerischen Karriere zudem an Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen in Blei und Tinte. Seine malerischen Fähigkeiten sind auch in seinen skulpturalen Arbeiten stets offenkundig. Immer wieder experimentiert er mit in unterschiedlichsten Farben patinierten Oberflächen. Bewaffnet mit Schweißbrenner und einer Säuremischung, bearbeitet Turnbull in der Gießerei die zuvor erhitzte Bronze, um eine variierende, changierende Patina auf den meist unebenen, fast welligen und geriffelten Oberflächen zu erhalten. Durch ebendiese direkte Bearbeitung des Künstlers hat im Grunde jeder Guss eine einzigartige, andersfarbige Patina, die sich von denen der anderen Güsse unterscheidet. Allerdings beschäftigt sich Turnbull in seinen Werken nicht nur mit Textur und Oberfläche, sondern auch mit Fragen nach Balance, Perspektive und Darstellungsprinzipien.
Auf die hier angebotene Skulptur "Figure" von 1992 angesprochen, erklärt der Künstler, er habe sich mit dem symmetrischen Aufbau und dem geometrischen Korpus auf die Form eines Pendels bezogen und betont insbesondere die außergewöhnliche Frontalität der Arbeit: "The idea was one of frontality, an idea which was not very current at the time. The prevailing view [..] was that sculpture had to be what they call multi-faceted. You went round and it kept changing all the time. I remember someone telling me that I wasn’t making proper sculpture because mine had front, back and sides. That of course is typical of what is normally called archaic sculpture." (William Turnbull 1998 in einem Gespräch mit Prof. Lord Colin Renfrew, zit. nach: William Turnbull. Sculpture and Paintings, Waddington Galleries, London, 24.6.-18.7.1998, S. 11f.). Anders als bei den skulpturalen Arbeiten von Henry Moore, Barbara Hepworth oder Lynn Chadwick handelt es sich bei den Werken Turnbulls nicht um gleichermaßen allansichtige Objekte, die den Betrachter - wie schon die Skulpturen der Renaissance- und Barockkünstler - zum Umkreisen der jeweiligen Arbeit auffordern und ihm dabei immer neue Ansichten und eine sich verändernde Komposition präsentieren. Turnbulls Werke dagegen beziehen sich in ihrer viel frontaleren Präsenz eher auf die Skulpturen des Alten Ägypten oder der griechischen Antike. Schon in seiner Studienzeit an der Londoner Slade School of Fine Art beschäftigt sich der junge Turnbull bei häufigen Besuchen in der großen Sammlung des British Museum intensiv mit frühzeitlichen Figuren, antiken Waffen, Werkzeugen und anderen archäologischen Funden und entdeckt ihre sonderbare Zeitlosigkeit für sich und seine Kunst. Wie auch unsere Arbeit "Figure" bezeugen seine Werke eine stete Vorliebe für die Einfachheit der Form. Seine Werke unterscheiden sich damit stark von den Arbeiten seiner Künstlerkollegen und entsprechen auch in der bereits erwähnten auffälligen Frontalität nicht den vorherrschenden Strömungen und Prinzipien der damaligen Gegenwartskunst. Seine Eigensinnigkeit ist dabei auch Teil seines Schaffens. Sein Sohn Alex erzählt: "Bill cared if people didn’t like his work. But do you change what you do if they don’t? No. That was Bill." (Alex Turnbull, 2013, zit. nach: Stuart Jeffries, William Turnbull. Punk in the Genes, www.theguardian.com).
Der britische Telegraph bezeichnet Turnbull vor Kurzem als zentrales Element der britischen Nachkriegskunst (vgl. Alastair Sooke, Review: William Turnbull, Chatsworth House, Derbyshire, www.telegraph.co.uk vom 12.3.2013). Sein unbeirrbares künstlerisches Bestreben beschert ihm jedoch schon früher größere Erfolge. 1952 wird er als einer von mehreren Künstlern auserwählt, um Großbritannien bei der Biennale in Venedig zu vertreten. Die damalige Ausstellung "New Aspects of British Sculpture" erlangt sofortige internationale Anerkennung. 1973 ehrt ihn die Londoner Tate Gallery mit einer ersten Retrospektive. Seine Arbeiten sind unter anderem Teil der Sammlungen des Victoria & Albert Museum in London, der National Gallery of Art in Washington D. C. oder der Art Gallery of Ontario in Toronto. [CH]



152
William Turnbull
Figure, 1992.
Bronze mit grünlich-schwarzer Patina
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 143.750

(inkl. Käuferaufgeld)