Auktion: 512 / Klassische Moderne II am 12.12.2020 in München Lot 482

 

482
Ernst Ludwig Kirchner
Nächtliche Berliner Straßenszene, 1926.
Kreide
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Nächtliche Berliner Straßenszene. 1926.
Kreide.
Verso mit dem Nachlassstempel (Lugt 1570b) und der handschriftlichen Nummerierung "K Be/Bb 2". Auf chamoisfarbenem Velin. 50 x 36 cm (19,6 x 14,1 in), blattgroß.

• Diese Zeichnung entsteht in Berlin 1926, wo Kirchner sich während der Deutschlandreise 1925/26 aufhält.
• Bisher wurde diese Zeichnung in die Berliner Zeit der großen Straßenszenen um 1914 datiert.
• Kirchner dient die Impression als Vorzeichnung zum Gemälde „Straße mit Passanten bei Nachtbeleuchtung“ von 1926/27 (Museum Frieder Burda, Baden Baden)
.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlassstempel).
Sammlung Olbricht, Essen.

1926 in Berlin am Abend. Passanten gehen wie hier des Weges, treffen im Vordergrund aufeinander, trennen sich wieder, bewegen sich auseinander. Lampen wie Kugeln reihen sich im Hintergrund, die angedeutete Architektur beschreibt den Ort, den Eingangsbogen in die Metro: die zielstrebige Dynamik der nächtlichen Begegnung von Menschen auf den Trottoiren, die Kirchner mit Kreide auf diesem großen Bogen Papier festhält, so nah, als würde er sich unmittelbar gegen den Strom der Passanten stemmen, die rechts wie links an ihm vorbeieilen. Kirchner dient die Impression als Vorzeichnung zum Gemälde „Straße mit Passanten bei Nachtbeleuchtung“ von 1926/27 (Gordon 853). Bisher wurde diese Zeichnung immer in die Berliner Zeit der großen Straßenszenen um 1914 datiert, selbst noch, als die Beziehung zu dem Gemälde von 1926/27 bereits bekannt ist. Dass zwischen einer Zeichnung und einem Bild mehrere Jahre liegen, ist in Kirchners Werk nicht belegbar. Diese Zeichnung entsteht in Berlin 1926, wo er sich während der Deutschlandreise 1925/26 aufhält. Das Gemälde malt Kirchner erst nach seiner Rückkehr nach Davos im Laufe der Jahre 1926 und 1927. Bei einem Vergleich zwischen Skizze und Gemälde zeigt sich, wie Kirchner in Berlin die gleiche Unmittelbarkeit und Dynamik wie in Zeichnungen der Jahre 1913 oder 1914 einnimmt, die Umsetzung von Skizze zu Bild jedoch sich in hohem Maße verfestigt: Die bildnerische Konstruktion und die dekorative Organisation der Fläche haben das Spontane und die Bewegung der Berliner Zeit verdrängt. [MvL]



482
Ernst Ludwig Kirchner
Nächtliche Berliner Straßenszene, 1926.
Kreide
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)