Auktion: 562 / 19th Century Art am 07.12.2024 in München Lot 103

 

103
Henri Joseph Harpignies
Chercheurs d’écrevisses (Flusskrebsfischer), Wohl 1857.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.350

(inklusive Aufgeld)
Chercheurs d’écrevisses (Flusskrebsfischer). Wohl 1857.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich nummeriert sowie mit einem Etikett der Galerie Bühler, München. 98 x 71 cm (38,5 x 27,9 in).


• Seltenes Werk aus der Frühphase des Künstlers.
• Eines der ersten im Pariser Salon von 1857 präsentierten Gemälde.
• Seine Zeitgenossen ehren Harpignies als den "Michelangelo der Bäume und der friedlichen Landschaften".
• Werke des Künstlers befinden sich im Musée d'Orsay, Paris, in der Eremitage, Sankt Petersburg, der National Gallery of Art, Washington, DC, sowie im Metropolitan Museum of Art, New York
.

Wir danken Herrn Dr. Jean-Pierre Cappoen, Université de Lille Laboratoire IRHIS, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Galerie Dr. Hans-Peter Bühler, München.
Privatsammlung Niedersachsen (1984 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Salon des Artistes français, Paris 1857, Nr. 1310.
Visions de la nature en France du XIXe siècle, Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie Besançon, April/Mai 1986.

LITERATUR: Hans-Peter Bühler, Henri-Joseph Harpignies. Michelangelo der Bäume, in: Weltkunst, Jg. 54, Nr. 9, 1984, S. 1243-1247.
Jean-Pierre Cappoen, Henri Harpignies (1819-1916) et les salons. Leurs rôles dans sa carrière, dans sa réception et la fortune critique de son œuvre (Diss. Université de Lille, in Vorbereitung), Nr. 1310, Abb. 9.

"Ich kann jedoch verstehen, dass es Menschen gibt wie Daubigny und Harpignies und Ruysdael und so viele andere, die von der Landschaft an sich absolut und unwiderstehlich hingerissen sind, ihre Arbeit befriedigt voll und ganz, weil sie selbst mit Luft und Boden und einem Wassertümpel und einem Strauch zufrieden waren."
Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo van Gogh, zwischen dem 5. und 16. Februar 1885, Brief Nr. 483.

Aus einer begüterten Unternehmerfamilie stammend, hatte Henri-Joseph Harpignies zunächst den Widerstand seines Vaters zu überwinden, ehe er sich einer Karriere als Künstler zuwenden konnte. Er beginnt seine Ausbildung mit 27 Jahren beim Landschaftsmaler und Radierer Jean-Alexis Achard (1807–1884), mit dem er Reisen durch Frankreich und in die Niederlande unternimmt. 1850–52 weilt er in Italien, auf den Spuren seines großen Vorbilds Camille Corot, von seinen Zeitgenossen und Malerkollegen liebevoll "Père Corot" genannt. Aufgrund der lyrisch-melancholischen Stimmung und dem silbrigen Licht seiner Gemälde nimmt dieser die Stellung des angesehendsten Landschaftsmalers Frankreichs der 1850er Jahre ein – besonders als Teil der sogenannten Schule von Barbizon, einer Gruppe von Malern im Wald von Fontainebleau im Pariser Umland, ist sein Einfluss weithin spürbar. Deren Darstellungen der regionalen Landschaft Frankreichs, die weniger an Idealisierung interessiert sind, sondern eine poetische Stimmung durch Licht- und Wetterphänomene zu evozieren versuchen, lassen auch Harpignies nicht unberührt. Nach seiner Rückkehr aus Italien arbeitet er zeitweise immer wieder in dieser Gegend, verbringt aber auch die Sommermonate regelmäßig in der Region um Nevers im Zentrum Frankreichs an der Loire. Dort beginnt er erstmals, kleine Kindergruppen in seine Landschaften einzufügen, inspiriert durch seine dortigen Beobachtungen. Besonders das Flusskrebsfischen ist dabei eine beliebte Beschäftigung, die Harpignies noch aus seiner eigenen Kindheit vertraut ist. Der französische Kunstkritiker Anatole France beschreibt ihn als "Michelangelo der Bäume und der friedlichen Landschaften", da er die kraftvolle Physiognomie der Landschaft kunstvoll durch Licht und Schatten modelliert und der Vegetation durch den summarischen, pastosen und doch nuancierten Farbauftrag eine fast plastische Anmutung verleiht. Schattige Kühle und Frische des Wassers stellt Harpignies hier im Vordergrund gegen die sonnenbeschienene Lichtung im Hintergrund, wobei die unterschiedlichen Grüntöne der Vegetation dem Gemälde seine idyllische Harmonie verleihen. Nach seinem Debüt im Pariser Salon 1853 avanciert er in den folgenden Jahren mit ähnlichen Motiven zu einem der gefragtesten Landschaftsmaler seiner Zeit und erhält etliche Auszeichnungnen. Zahlreiche seiner Ölgemälde, Zeichnungen und Skizzenbücher befinden sich in französischen Museen, unter anderem im Musée d’Orsay und im Musée du Louvre/Département des Arts graphiques in Paris. [KT]



103
Henri Joseph Harpignies
Chercheurs d’écrevisses (Flusskrebsfischer), Wohl 1857.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.350

(inklusive Aufgeld)