Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 273

 

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Anselm Kiefer
Merkaba Hechaloth - Die sieben Himmelspaläste, 2002.
Mischtechnik. Acryl und Blei über Fotografie au...
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 150.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Merkaba Hechaloth - Die sieben Himmelspaläste. 2002.
Mischtechnik. Acryl und Blei über Fotografie auf collagiertem Karton, punktuell auf Holz montiert.
123 x 92 cm (48,4 x 36,2 in). Holz: 129 x 99 cm (50.8 x 39 in).
[KK].
• Charakteristische Arbeit aus der bedeutenden Werkfolge der Merkaba-Bilder
• Eine motivisch ähnliche Arbeit aus dem Jahr 2003 befindet sich in der Sammlung des Museum of Modern Art, New York.
• Die Gagosian Gallery, New York, widmete der Merkaba-Werkreihe 2002 eine eigene Ausstellung und die Fondation Beyeler zeigte 2001 die Ausstellung "Die sieben Himmelspaläste".
• Inspiriert durch die Merkaba- und Hekhalot-Literatur der jüdischen Mystik, die den Aufstieg in die sieben Himmelspaläste und die Befreiung von den Zwängen des Irdischen beschreibt.
• Für Kiefers Œuvre zentrale Thematik, die in der riesigen, permanenten Installation "Die sieben Himmelspaläste" im Pirelli Hangar Bicocca in Mailand einen weiteren Höhepunkt fand.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

LITERATUR: Anselm Kiefer - Objekte, Gemälde und Arbeiten auf Papier. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottdorf, Schleswig, 24.8.2008-13.4.2009, S. 140 (mit Farbabb.).
"Warum gibt es Menschen in diesem Universum? Wir wissen nicht, warum wir hier sind und wir wissen auch nicht, was nach uns kommt. [..] Das, was ich mache, ist auch der Versuch, an etwas heranzukommen, das ich mit dem Verstand nicht mehr kontrollieren kann [..]. Ich versuche mich dem Ursprung zu nähern, so kann ich die Illusion gewinnen, ich wäre am Ursprung und wüsste etwas über Ursprung und damit auch Zukunft."
Anselm Kiefer, 2006, zit. nach: Anselm Kiefer, Ausst.-Kat. Köln 2008, S. 161

Für den Sinnsucher Kiefer bietet die Merkaba-Thematik der jüdischen Mystik, die den Aufstieg in die sieben Himmelspaläste und damit die Befreiung von den Zwängen alles Irdischen beschreibt, die ideale Projektionsfläche, um sich künstlerisch mit der existenziellen Frage nach Ursprung und Grenzen unseres irdischen Daseins auseinanderzusetzen. Wieland Schmied hat in seinen Ausführungen zur Ikonografie Kiefers anlässlich der Ausstellung in der Galerie Ropac 2003 darauf hingewiesen, dass die Merkaba-Mystiker, wenn sie ihre Wanderung durch die Himmelspaläste hin zum höchsten Thron antraten, zunächst stets von einem Abstieg sprachen: "Wo wir also einen Aufstieg und eine Himmelswanderung beschrieben finden, wird von einem Abstieg gesprochen, als führte der Weg hinab ins Reich der Toten." Motivisch zentral sind in unserer Arbeit und dem motivisch sehr ähnlich angelegten Werk "Steigend, Sinke Nieder" aus dem Jahr 2003 im Museum of Modern Art New York die eindrucksvolle Treppenarchitektur, die neben aufsteigenden immer auch abfallende, umgestürzte und sich in der Dunkelheit des Nichts verlierende Elemente beinhaltet. In unserem Werk, das dadurch charakteristisch für Kiefers skulpturalen Stil ist, sind Materialien, Techniken und historische Zitate gleich einem geologischen Sediment auf den Bildträger geschichtet. Bereits in den späten 1980er Jahren beginnt Kiefer mit formalen und inhaltlichen Überlagerungen und entwickelt diese für sein weiteres epochales Schaffen zentrale Methode. Seit den 1990er Jahren aber liegt Kiefers Fokus vermehrt - wie auch in "Merkaba Hechaloth - Die sieben Himmelspaläste" - auf die künstlerische Auseinandersetzung mit den Brücken zwischen Himmel und Erde, zwischen Diesseits und Jenseits. Die ausgesprochen spannungsvolle Verbindung von Material und Mystik verleiht dem hier angebotenen Werk die für Anselm Kiefers Merkaba-Arbeiten charakteristische Aura.
2001/02 zeigt die Fondation Beyeler in einer groß angelegten Werkschau einige Arbeiten der Werkreihe in der Ausstellung "Die sieben Himmelspaläste", 2002 widmet die New Yorker Gagosian Gallery der Merkaba-Werkreihe eine eigene Ausstellung. Motivisch ähnliche Arbeiten der bedeutenden Werkreihe befinden sich u. a. in der Albertina in Wien und im Museum of Modern Art in New York. [CH/JS]



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Anselm Kiefer
Merkaba Hechaloth - Die sieben Himmelspaläste, 2002.
Mischtechnik. Acryl und Blei über Fotografie au...
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 150.000

(inkl. Käuferaufgeld)