Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 112

 

112
Georg Baselitz
Gebückter, 1977.
Linolschnitt. Ölfarbe auf Zeichenkarton
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 68.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Gebückter. 1977.
Linolschnitt. Ölfarbe auf Zeichenkarton.
Signiert, datiert und bezeichnet "Nr. 2". 2. Probedruck. Auf Zeichenkarton. 200 x 98,5 cm (78,7 x 38,7 in). Papier: 270 x 156,5 cm (106,3 x 61,6 in).
[SL].
• Dieser monumentale Linolschnitt zeigt eine Form eines männlichen Körpers, der eine höchst einfache und doch ausdrucksvolle Haltung einnimmt.
• Symbolik ist in Werken von Georg Baselitz immer gegeben. Zusätzlich aufgeladen wird dieses Thema, indem er dieses archaische Motiv auf dem Kopf stehend denkt und radikal ausführt.
• Seltener großformatiger Druck, welcher erst zwei Mal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten wurde (Quelle: www.artnet.de)
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PROVENIENZ: Sammlung Haniel, Duisburg.

LITERATUR: Franz Haniel & Cie GmbH, Die Sammlung Haniel, Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen, Berlin 2010, mit Farbabb. S. 206.



Dieser monumentale, 1977 entstandene Linolschnitt mit dem Titel "Gebückter" zeigt eine beklemmende Form eines männlichen Körpers, der eine höchst einfache und doch ausdrucksvolle Haltung einnimmt. Ein feines Liniengebilde um die zentrale Umrisslinie des Körpers tritt aus dem schwarz auf rot gedruckten Bildfeld hervor. Es entsteht eine unmerkliche Spannung, welche die grafische Struktur mit der eindimensionalen Darstellung entwickelt, welche psychische Energien sichtbar werden lässt, die in der gebückten Körperhaltung gespeichert sind, ohne dass diese expressiv oder gestisch nach außen dringen kann. Der Körper scheint wie in einem Kokon gefangen, ein gebeugter, gestürzter Mensch begegnet uns in dem für seine aufrechte Größe zu kleinen Format.
In Baselitz’ Werk begegnen uns bisweilen Themen mit einzelnen Figuren in gestürzter Position, um die Möglichkeiten der Darstellung zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Geborgenheit und leidenschaftlicher Nacktheit auszuloten. Kunsthistorisch betrachtet, bezieht sich der Maler auf eine christliche Bildtradition, nämlich auf Bilder gemarterter Heiliger, beispielsweise auf die Darstellung der Kreuzigung des Apostels Petrus, der auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wird. Eine gebückte oder gestürzte Person hat keine Ähnlichkeit mehr mit dem Ebenbild Gottes, dem aufrechten Menschen. Dies vorausgesetzt, ist die Symbolik in diesen Werken von Georg Baselitz eindeutig. Zusätzlich aufgeladen wird dieses Thema, indem Baselitz dieses archaische Motiv auf dem Kopf stehend denkt und radikal ausführt.



112
Georg Baselitz
Gebückter, 1977.
Linolschnitt. Ölfarbe auf Zeichenkarton
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 68.750

(inkl. Käuferaufgeld)