Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 55

 

55
Henri Michaux
Peinture mescalinienne, 1956.
Mischtechnik. Gouache und Ölfarbe
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 412.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Peinture mescalinienne. 1956.
Mischtechnik. Gouache und Ölfarbe.
Rechts unten signiert. Auf leichtem Karton (mit angeschnittenem Wasserzeichen). 49,8 x 32,2 cm (19,6 x 12,6 in), Blattgröße. [CH].

• Seit 30 Jahren Teil der Sammlung Haniel.
• Michaux unternimmt erstmals im Jahr 1956 Experimente mit dem Rauschmittel Meskalin und hält die Erfahrungen literarisch, malerisch und zeichnerisch fest.
• Die vorliegende Arbeit ist eine der seltenen Werke aus der "Mescaline"-Serie, in der Michaux statt Tusche Gouache- und Ölfarben einsetzt (eine dieser sehr seltenen Arbeiten mit gleichem Titel befindet sich im Centre Pompidou, Paris).
• Für den Dichter Michaux ist die Malerei ein Mittel, um das sichtbar zu machen, was er nicht mehr in Worte zu fassen vermag.
• Farbige Zeichnungen dieser Größe werden auf dem internationalen Auktionsmarkt sehr selten angeboten
.

Die vorliegende Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Micheline Phankim, Rainer Michael Mason und Franck Leibovici aufgenommen. Wir danken für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Sammlung Haniel, Duisburg (1990 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Henri Michaux, Galerie Di Meo, Paris, 9.10.-22.11.1987, S. 55, Kat.-Nr. 17 (mit Abb.).
Henri Michaux, Galerie Fred Jahn, München, 26.11.1987-23.1.1988 (mit Abb. auf dem Umschlag des Ausst.Kat.).
Henri Michaux. Momente, Kunstmuseum Winterthur, 7.9.-24.11.2013, S. 105, Kat.-Nr. 46 (mit Abb.).

LITERATUR: Franz Haniel & Cie. GmbH (Hrsg.), Die Sammlung Haniel, Duisburg 2010, S. 56f. (mit ganzseitiger Farbabb.).
Franck Leibovici, Henri Michaux, Voir (une enquête), Paris 2014, S. 253, Kat.-Nr. 258.

Der Maler und Zeichner Henri Michaux gilt als einer der wenigen Peintre-Poètes, in seinem malerischen wie literarischen Werk wird er zum Erforscher menschlicher Innenwelten. Als Michaux im Jahr 1924 nach Paris kommt, lernt er zunächst die Malerei von Paul Klee, dann jene von Max Ernst und Giorgio de Chirico kennen. Er beginnt seine eigene Kunst zu entwickeln und bleibt ein Suchender, stets in Auseinandersetzung mit den Grenzen von Sprache, Schrift und malerischem Zeichen.
Das Experimentieren mit Halluzinogenen, insbesondere mit Meskalin, ist in der bildenden Kunst wie in der Literatur durchaus üblich gewesen, immer wieder haben Künstler bewusstseinserweiternde Erfahrungen auch unter Zuhilfenahme von Rauschmitteln zu erlangen versucht. Michaux unternimmt erstmals im Jahr 1956 Experimente mit dem Rauschmittel und hält die Erfahrungen literarisch, malerisch und zeichnerisch fest. Die vorliegende monumentale Form auf Papier zeigt eine strenge, konstruktive Komposition. Es sind weniger skripturale Zeichen, als sie seine Tuschezeichnungen dieser Zeit prägen. Ein wie ein Kanal anmutender vertikaler Strang bleibt nach oben und unten geöffnet, und auch die horizontal anknüpfenden Seitenstränge scheinen lediglich einen Ausschnitt eines sich weiter ausdehnenden Prinzips wiederzugeben. Für den Dichter Michaux ist die Malerei ein Mittel, um das sichtbar zu machen, was er nicht mehr in Worte zu fassen vermag: "Ich male, um die Worte hinter mir zu lassen", formuliert er selber. Ihn interessiert stets die Welt hinter den Dingen, das Unbewusste, eine Daseinsform fern von der Ratio. Hier scheint es die grundlegende Ordnung von Vertikaler und Horizontaler zu sein, der sein Hauptinteresse gilt. Auch eine Assoziation an die menschliche Wirbelsäule mit Rippenbögen liegt nahe. [MvL]



55
Henri Michaux
Peinture mescalinienne, 1956.
Mischtechnik. Gouache und Ölfarbe
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 412.500

(inkl. Käuferaufgeld)