Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 358

 

358
Artur Volkmann
Reiter, Um 1911.
Bronze mit schwarzbrauner Patina
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inklusive Aufgeld)
Reiter. Um 1911.
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Am Bauch des Pferdes mit dem Namenszug. 67,5 x 62 x 22 cm (26,5 x 24,4 x 8,6 in).
Vermutl. gegossen bei der Württembergischen Metallwarenfabrik zwischen 1919-1922.

PROVENIENZ: Privatsammlung Südafrika.

LITERATUR: Anette Niethammer, Wie auf den Tag das Abendsonnenlicht.. Hans von Marées' Meisterschüler Artur Volkmann (1851-1941), Nordhausen 2006, S. 125-133.

Artur Volkmann studiert ab 1873 Bildhauerei in Dresden und Berlin. Ab 1876 ermöglicht ihm ein zweijähriges Stipendium einen Aufenthalt in Rom, wo er für die anschließenden Jahrzehnte seine Wahlheimat findet. Dort macht er die Bekanntschaft mit dem Maler Hans von Marées, der ihn künstlerisch wesentlich beeinflusst. Lediglich aus finanziellen Gründen kehrt Volkmann immer wieder für einige Zeit nach Deutschland zurück, um sich neue Aufträge zu sichern. In Zwiesprache mit der Antike, ihrer „edlen Einfalt und stillen Größe“ entstehen Bildwerke und Plastiken antiker Figuren wie Bacchus, Psyche, Aphrodite, die sich einem neuen Klassizismus in der Vereinfachung der Form und Betonung der Linie verschreiben, dennoch allerdings eine gewisse Natürlichkeit ohne Idealisierung auszudrücken versuchen. 1911 siedelt Volkmann, inzwischen zum Professor berufen, nach Frankfurt am Main über, wo er ein Atelier am Städelschen Institut innehat. Für den Garten des Städelschen Kunstmuseums entstehen in dieser Zeit Entwürfe zu einer lebensgroßen Bronzeplastik des Jünglings zu Pferde. Im Kontrast zu den zahlreichen Reiterstandbildern der römischen Antike und der frühen Neuzeit in Rom, die Volkmann gesehen haben dürfte, steht hier keine repräsentative Machtdemonstration im Fokus, sondern der Ausdruck einer harmonischen Einheit von Mensch und Tier. Pferd und Reiter sind im Stand gezeigt, in perfekter Balance und leicht zurückgelehnter, gelockerter und dennoch kontrollierter Haltung des Reiters. Die Figur des Reitenden taucht bei Volkmann bereits früher in der Form des heiligen Georgs auf, der um 1911 ebenso als inspirierende Gründungsfigur des "Blauen Reiters" in der Malerei an Bedeutung gewinnt. Als Symbol eines heroisch-edlen, geistigen Prinzips, aber auch einer wiedergefundenen Harmonie zwischen Mensch und Natur bietet das Reiter-Motiv vielschichtige Deutungsansätze und bleibt so auch um die Jahrhundertwende für Künstler von Interesse. [KT]



358
Artur Volkmann
Reiter, Um 1911.
Bronze mit schwarzbrauner Patina
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inklusive Aufgeld)