Auktion: 518 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 17.06.2021 in München Lot 64

 

64
Georg Gerlach
Gartenblumen, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Gartenblumen. 1913.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich betitelt und bezeichnet. 108,5 x 108,5 cm (42,7 x 42,7 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: XLIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession, Wien, März-Juli 1913, Nr. 106: "Gartenblumen".

In ungewöhnlichem quadratischen Format richtet sich der Blick direkt und unmittelbar in den in voller Blüte stehenden ländlichen Garten, hinter dessen Umzäunung in der Ferne noch der Waldrand auszumachen ist. Die intensiv leuchtenden Blütenköpfe in Gelb- und Violetttönen bestimmen zusammen mit den grünen Farbnuancen die Bildfläche und verwandeln sie in einen von chromatischen Modulationen überzogenen Farbteppich, der dem Betrachter gleichsam entgegenzukippen scheint. Die vom Menschen arrangierte und farbig angeordnete Welt des Gartens, als lebendig geschaffenes Gemälde im Gegensatz zur frei wuchernden Natur, ist um 1900 in Impressionismus und Jugendstil ein beliebtes Motiv, in dem Dekorativität und ornamentale Linearität weniger den Raum als vielmehr die Flächigkeit des Bildes betonen. In Claude Monets selbst angelegten Gärten in Giverny, die ab den 1890er Jahren zum bestimmenden Thema seines Schaffens werden, wie auch in den Bauern- und Obstgärten Gustav Klimts, vor allem ab 1911 im eigenen prächtigen Garten seines letzten Ateliers in Unter-St.-Veit/Wien, verschmilzt der künstlerische Gestaltungsdrang die Malerei mit der schöpferischen Gestaltung der Natur. Vor allem Klimts Garten als eine Mischung aus verwildertem Nutz- und Ziergarten wird zum Vorbild malerischer Motivsuche. Anders als Monet widmet sich Klimt, aber ebenfalls unter Verwendung des quadratischen Formats, nicht den ästhetisiert-eleganten Pflanzen wie Seerosen, Iris oder japanisierender Gartenarchitektur, sondern den kräftigen Sonnenblumen und Rosen. Klimt präsentiert diese Bilder in der Wiener Secession, wie zum Beispiel das Gemälde „Bauerngarten“ von 1908 oder „Obstgarten mit Rosen“, ausgestellt 1912 und vermutlich als wesentliche Inspiration für Gerlach zu verstehen. Gerlach, der nach einer Ausbildung als Grafiker an der Kunstgewerbeschule in München lernt und schließlich ab 1891 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert, bevorzugt als Motive bereits früh die Landschaft und naturnahe Blumenstillleben in impressionistisch hellen Farben. So ist unser Gartenbild sowohl als eine Hommage an die Farbenpracht der Natur als auch an den großen Meister der Jahrhundertwende, Gustav Klimt, zu verstehen. [KT]



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Georg Gerlach
Gartenblumen, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)