Auktion: 519 / Kunst nach 1945 / Zeitg. Kunst II am 19.06.2021 in München Lot 404

 

404
Joseph Beuys
Så FG-Så UG, 1958/59.
Sepia
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Så FG-Så UG. 1958/59.
Sepia.
Links unten signiert. Auf Papier. 18 x 18 cm (7 x 7 in), Blattgröße.

• Im Gespräch über die Bronze "Så FG-Så UG", 1953 (heute Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, ehem. Sammlung Ströher) mit Egon Kalinowski als erläuternde Zeichnung entstanden.
• Zeitzeugnis einer Künstlerfreundschaft
.

Mit einer Expertise von Eva Beuys, Joseph Beuys ESTATE, vom 13. Juli 2016.

PROVENIENZ: Sammlung Horst Kalinowski (Geschenk des Künstlers, 1959).

Auf der documenta III im Jahr 1964 sind erstmals Arbeiten von Joseph Beuys zu sehen. Eigentlich soll er drei Zeichnungen ausstellen, doch er bringt zusätzlich die plastischen Werke "Bienenkönigin" I, II und III sowie eine weitere, größere Skulptur mit. Dabei handelte es sich um"Så FG-Så UG". Diese große Skulptur aus Bronze und Eisen war schon 1952 entstanden, aber erst 12 Jahre später wird sie erstmals in Kassel ausgestellt. Heute befindet sich die Arbeit als Teil des berühmten "Block Beuys" im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt. Verschiedentlich erläutert Joseph Beuys in den folgenden Jahren anhand dieser auf der documenta III gezeigten Werke seine in den 1950er Jahren entwickelte plastische Theorie der “Sozialen Plastik". Demnach wird das Chaotische durch die Skulptur geordnet, in eine Form gebracht. Denn für Joseph Beuys besteht eine Plastik aus verschiedenen Kräften, welche mit Begriffen wie Chaos und Ordnung, Wille, Gefühl, Gedankliches, Ratio, Bewegung oder Emotion beschrieben werden können. Aus allen in diesen Begrifflichkeiten formulierten Zuständen bildet sich eine Plastik; und ebenso bilden und beeinflussen diese Begrifflichkeiten auch den Menschen, der sich zum Beispiel als Betrachter mit der Plastik auseinandersetzt. Als Teil der Gesellschaft wirkt der Mensch damit auch auf die Gesellschaft, wenn er bereit ist, sich der Plastik und den in ihr enthaltenen Begrifflichkeiten zu öffnen. Beuys formuliert seine Theorie, die mit dem Vorgenannten sicherlich nur angerissen ist, mit dem Begriff der "Sozialen Plastik", welcher sicherlich noch wesentlich differenzierter zu beschreiben wäre.
So ist es, im Gegensatz zu der herkömmlichen Kunstauffassung, nicht primär die ästhetische Wirkung, welche die Schönheit einer Plastik ausmacht, sondern erst durch die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins erlangt die Plastik ihre Ästhetik.

1973 trifft Joseph Beuys Ernst Kalinowski. Der 1924 geborene Bildhauer besucht zeitgleich mit Beuys die Düsseldorfer Kunstakademie. Wo dieses Treffen genau stattfand ist nicht bekannt, jedoch zeugt die hier angebotene Zeichnung auf einer Papierserviette aus dem Nachlass Kalinowskis (gestorben 2013), auf der Beuys in einer Skizze seine in den frühen 1950er Jahren entstandene Plastik "Så FG-Så UG" skizziert und erläutert, von diesem Treffen und dem Gespräch der beiden Künstler. [EH]



404
Joseph Beuys
Så FG-Så UG, 1958/59.
Sepia
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inkl. Käuferaufgeld)