Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 51

 

51
Ernst Wilhelm Nay
Omikron, 1952.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 475.000

(inklusive Aufgeld)
Omikron. 1952.
Öl auf Leinwand.
Scheibler 641. Links unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt sowie mit einer Richtungsangabe versehen. 60 x 52 cm (23,6 x 20,4 in).

• Wunderbares Beispiel für Nays empathische Ordnung von Farbe und Form.
• Helle, farbkräftige und dynamische Arbeit aus der Werkserie der "Rhythmischen Bilder".
• In seinen von nun an ganz und gar abstrakten Werken der 1950er Jahre sieht Nay die "lebhafteste Befreiung der Farbe" (zit. nach: Claesges, S. 11).
• Der Klang der freien, von Licht durchfluteten Improvisation "Omikron" ist heiter und beschwingt.
• Seit den 1970er Jahren Teil derselben Privatsammlung
.

PROVENIENZ:
Galerie der Spiegel, Köln.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit 1970, seitdem in Familienbesitz).

AUSSTELLUNG:
Galerie Marbach, Bern, 21.1.-13.2.1953.
Ernst Wilhelm Nay – Bilder, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen, Galerie der Spiegel, Köln, 12.11.-15.12.1954, Kat.-Nr. 18.
Ernst Wilhelm Nay – Gemälde und Aquarelle, Leopold Hoesch-Museum, Düren, 16.1.-13.2.1955.

LITERATUR:
K. Schick, S. Colditz, R. Zieglgänsberger, E. W. Nay Retrospektive. Köln 2022, S. 21, Abb. 5.

"Phantasie – Zustimmung zum Leben, stetige Wiederherstellung des Universums – der Vorstellung von der Welt."
Ernst Wilhelm Nay, 1952, zit. nach: E. W. Nay. Gemälde und unveröffentlichte Schriften aus vier Jahrzehnten, 1985, S. 52.

Es ist immer wieder faszinierend, wie es Ernst Wilhelm Nay gelingt, seine ausgeprägt empathische Ordnung für Farbe und Form in dieser luftigen Leichtigkeit zum Ausdruck zu bringen. Im Duktus eines Aquarelles setzt Nay orangerote Farbnester, kontrastiert das dominante Rot der Komposition mit grünen Flecken, die bisweilen von Zitronengelb gerahmt, von einem unregelmäßigen Netz mit schwarzen Strichen, eher mit kräftigen Hieben verbunden respektive überdeckt sind. In einem Aufsatz mit dem Titel "Die Gestaltfarbe" in der Zeitschrift "Das Kunstwerk" bemerkt der Künstler 1952: "Meine Anlage weist zur Farbe als Bildgestalt. Farbe ist also Form. Farbe ist für mich Gestaltfarbe. Ich gebe der Farbe nicht nur den Vorrang vor anderen bildnerischen Mitteln, sondern das gesamte bildnerische Tun meiner Kunst ist allein von der farbigen Gestaltung her bestimmt. […] Farbe kann man nur empfindend sehen. Diese Empfindungen aber stehen auf umfassendem, menschlichem Grund. In ihm ist farbige Gestalt." (in: Das Kunstwerk, 6. Jg., Heft 2, S. 4) Der Klang der freien, von Licht durchfluteten Improvisation "Omikron" ist heiter und beschwingt. Sucht man nach der formalen Verursachung dieses Eindrucks, so sind es wohl die aufgegliederten Farbelemente in kleinen, zerzausten Farbinseln, die so in ihrem Rhythmus wie ein Klangbild einer heiteren Sonate wirken. Allein aus der räumlichen Platzierung der Farbnester organisiert sich ein schwebendes, kaum spürbares räumliches Gerüst über dem hellen Grund der zum Teil unbemalten Leinwand. Ernst Wilhelm Nay organisiert hier einen Rhythmus, der dem Bild seinen besonderen Charakter gibt; ein expressionistisches Motiv mit kleinen verwischten, farbstarken Elementen. [MvL]



51
Ernst Wilhelm Nay
Omikron, 1952.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 475.000

(inklusive Aufgeld)