Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 86

 

86
Eduardo Chillida
Óxido G-150, 1989.
Tonplastik. Schamotte-Ton und Kupferoxid
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inklusive Aufgeld)
Óxido G-150. 1989.
Tonplastik. Schamotte-Ton und Kupferoxid.
Chillida/Cobo 1989058. Links unten mit dem Künstlersignet. 45 x 45 x 4 cm (17,7 x 17,7 x 1,5 in).

• Unikat aus der Werkgruppe der "Óxidos".
• Ausgestellt 1998/99 in der großen Retrospektive im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid und dem Museo Guggenheim, Bilbao.
• Eduardo Chillida gilt als einer der wichtigsten spanischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts.
• 1958 ehrt die Biennale in Venedig den Künstler mit dem Großen Preis für Skulptur und widmet ihm 1990 während der XLIV. Biennale eine Sonderausstellung
.

Wir danken dem Estate of Eduardo Chillida und Hauser & Wirth für die freundliche Unterstützung.

PROVENIENZ: Privatsammlung London.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG:
Chillida, Galerie Lelong, Paris 1990.
Chillida 1948-1998, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid 1998.
Chillida 1948-1998, Museo Guggenheim, Bilbao 1999.

LITERATUR:
Yves Bonnefoy, Chillida, Galerie Lelong, Paris 1990, Kat.-Nr. 21, m. Farbabb. S. 29.
Kosme de Barañano, in: Chillida 1948-1998, Madrid 2000, S. 42.

Als Eduardo Chillida zu Beginn seiner Bildhauer-Karriere zum ersten Mal mit Ton in Kontakt kommt, kann er dem glatten und weichen Material nicht viel abgewinnen. Stattdessen wendet er sich dem in seiner Heimat im Baskenland traditionsreichen Eisen zu und avanciert mit seinen raumgreifenden Skulpturen zu einem der erfolgreichsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Erst in den 1970er Jahren, als der mittlerweile etablierte Künstler im Atelier der Fondation Maeght in Südfrankreich den härteren und feuerfesten Schamott zu sehen bekommt, findet er plötzlich einen ganz neuen Zugang zum ehemals so unliebsamen Ton. Er erinnert sich: „Ich eilte hinunter, berührte die Tonerde, nahm einen Block in die Hände und merkte sofort, dass ich damit arbeiten könnte.“ (Eduardo Chillida, zit. nach: Sigrid Barten, Skulpturen aus Ton, Zürich 1996, S. 8).
In Zusammenarbeit mit dem deutschen Keramiker Hans Spinner entstehen daraufhin schon bald seine ersten Tonskulpturen, die mit mehr als 500 Arbeiten fester Bestandteil seines Schaffens werden und sich in zwei Hauptgruppen unterteilen lassen: in die "Lurras" und die "Óxidos", denen auch die vorliegende Arbeit angehört. Mit ihrer schwarzen Bemalung aus Kupferoxid, deren einprägsame Formen sich zwischen abstrakten Konstruktionen und angedeuteten Räumen bewegen, weisen die kompakten Tonblöcke überraschenderweise einen engen Bezug zu den filigranen Papierarbeiten und Druckgrafiken Chillidas auf. In immer neuen Variationen ziehen sich die zumeist geometrischen Flächen über die Tonblöcke und fungieren in den Augen des Künstlers als eine Art Umarmung des Materials. Der Kontrast von Hell und Dunkel, der Gegensatz von scheinbarer Leere und überdeutlicher Präsenz machen dabei den besonderen Reiz der "Óxidos" aus. Trotz ihres seriellen Charakters ist jede Arbeit ein Unikat, was für Chillidas Schaffen, der eine enge Bindung zum Meer hatte, kein Widerspruch ist. Denn ähnlich wie die Wellen, die auf die Küste treffen, bleiben sie dabei "[..] immer dieselben und sind doch immer verschieden" (Eduardo Chillida, zit. nach: Sigrid Barten, Skulpturen aus Ton, Zürich 1996, S. 9). [AR]



86
Eduardo Chillida
Óxido G-150, 1989.
Tonplastik. Schamotte-Ton und Kupferoxid
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inklusive Aufgeld)