Auktion: 525 / Evening Sale am 10.12.2021 in München Lot 253

 

253
Emil Nolde
Verschneite Alpenlandschaft mit Almhütte, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inklusive Aufgeld)
Verschneite Alpenlandschaft mit Almhütte. 1930.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 36,5 x 45,8 cm (14,3 x 18 in), blattgroß.

• Eines der seltenen Aquarelle mit Bergmotiv.
• Nolde ist der erste Aquarellist, der die Bergwelt auf Augenhöhe mit den Gipfeln darstellt.
• Besonders dramatische Himmelsstimmung
.

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Manfred Reuther, damaliger Direktor der Ada und Emil Nolde Stiftung, Seebüll vom 8. November 2007 (in Kopie).

PROVENIENZ: Galerie Franke, München.
Privatsammlung Süddeutschland (1957 beim Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Baden-Württemberg.
Privatsammlung Europa.

LITERATUR: Ketterer Kunst, München, 5. Dezember 2007, Los 188.
"Meine freie Zeit verlebte ich soviel als möglich, gedanklich und wirklich, bei meinen Freunden den Bergen"
Emil Nolde, zit nach Emil Nolde, Das eigene Leben, S. 186

Man kennt den norddeutschen Künstler Emil Nolde als Maler der tosenden Meere, der weiten Marschlandschaften und der leuchtenden Blumen. Das angebotene Aquarell „Verschneite Alpenlandschaft mit Almhütte“ zeigt eine relativ unbekannte Seite des Künstlers: seine Begeisterung für die Schweiz und ihre imposante Berglandschaft. Selten gelangen Werke aus Noldes Zeit im schweizerischen St. Gallen und Davos auf den Kunstmarkt, und somit ist das vorliegende Werk eine Rarität und Besonderheit. Schon früh beginnt die Liebe Emil Noldes zur Schweiz. 1892 kommt er das erste Mal in den Alpenstaat, er wird Lehrer für gewerbliches Zeichnen am Industrie- und Gewerbemuseum in St. Gallen. Die herrliche Natur und die sich in den Bergen bietenden Freizeitmöglichkeiten begeistern den jungen Mann. Zu seiner liebsten Beschäftigung wird das Steigen und Klettern in den Bergen. Als Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs SAC erkundet Nolde in vielen Klettertouren die Berglandschaft und bezwingt Gipfel bis zu 4000 Metern Höhe, die Besteigung des Matterhorns wird seine Höchstleistung sein. Seine Eindrücke beschreibt er selbst wie folgt: "Man findet hier noch die Natur in ihrer Ursprünglichkeit, ungekünstelt und mächtig. Stolz streben die Schneeberge zum Himmel empor". Seine Liebe zu den Bergen bleibt ein Leben lang, immer wieder kehrt er in die Schweiz zurück, sei es, um seinen engen Freund aus der St. Gallener Zeit, Hans Fehr, zu besuchen, oft zur gesundheitlichen Erbauung, aber auch beide Hochzeitsreisen 1924 mit Ada und 1948 mit Jolanthe gehen in die Schweiz. Zwischen 1930 und 1941 verbringt Nolde erneut jeweils mehrere Wochen in den Schweizer Bergen. Immer regen ihn die Aufenthalte an, die unfassbare Schönheit der Alpen fassbar zu machen. Die Bergaquarelle entstehen meist draußen direkt vor dem Motiv. Sie erzählen von den imposanten Kulissen, die Nolde in gewohnt schwelgerischer Manier auf Papier bannt. Zu ihnen zählt auch das vorliegende Blatt, in dem Nolde seine Sicht auf die weiße Pracht der Schneeflächen vor einem dunklen, fast unheilschwangeren Himmel entfaltet, der die friedliche Szene bedrängt. Wie in den Meereslandschaften spielt damit auch hier der Himmel die entscheidende Rolle in der Komposition. Das hohe technische Können und die meisterliche Bewältigung des Themas in der Konzentration auf wenige, aber darum umso wirksamere Effekte lässt uns an einem Landschaftserlebnis teilhaben, das, ob im Gebirge oder am Meer, so nur von Nolde gestaltet werden konnte. [SM]



253
Emil Nolde
Verschneite Alpenlandschaft mit Almhütte, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inklusive Aufgeld)