Auktion: 533 / Modern Art Day Sale und Sammlung Hermann Gerlinger am 10.12.2022 in München Lot 427

 

427
Hermann Max Pechstein
Plakat: Kunstausstellung Zurückgewiesener der Secession Berlin, 1910.
Farblithografie, Druck in Schwarz, Rot und Grau
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inklusive Aufgeld)
Plakat: Kunstausstellung Zurückgewiesener der Secession Berlin. 1910.
Farblithografie, Druck in Schwarz, Rot und Grau.
Krüger L 110. Bolliger 52; das frühe Plakat, III, Nr. 2523. Im Stein signiert. Auf bräunlichem Velin. 69,5 x 93 cm (27,3 x 36,6 in), Blattgröße. Papier: 74,5 x 99,5 cm (29,2 x 39.1 in).
Plakat für die von der Neuen Secession Berlin veranstaltete Ausstellung im Kunstsalon Maximilian Macht vom 15. Mai bis 15. Juli 1910. [EH].
• Plakat zu der wichtigen ersten Ausstellung der Neuen Secession.
• Mit dieser Ausstellung gelingt Max Pechstein der entscheidende Schritt zum künstlerischen Durchbruch.
• In dieser Ausstellung trifft Otto Mueller erstmals auf die Mitglieder der "Brücke".
• In der Galerie Maximilian Macht war das Sekretariat der Neuen Secession.
• Die Bogenschützin wird mit diesem Plakat zum Wahrzeichen der Neuen Secession
.

PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 113, SHG-Nr. 68.
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 293, SHG-Nr. 861.
Christiane Remm, "Zwischen Individualität und Gemeinschaft. Die Künstlergruppe 'Brücke' 1905-1913. Chronologie", in: Brücke, Die Geburt des deutschen Expressionismus, Berlin 2005, S. 25f. m. Abb. (anderes Exemplar).
"Zu einem der geschicktesten Schachzüge der jungen Künstler, die ihnen weitere Unabhängigkeit und Aufmerksamkeit garantierte und ihre Sonderstellung betonte, gehörte die Gründung der 'Neuen Secession' 1910. [..] Durch Pechsteins Wahl zum Präsidenten und sicher auch durch sein aufsehenerregendes Plakat für die erste Ausstellung wurde er in der Öffentlichkeit als Leiter der Neuen Secession wahrgenommen."
Aya Soika, Max Pechstein, der "Führer" der "Brücke", Anmerkungen zur zeitgenössischen Rezeption, Brücke-Archiv 23, Berlin 2008, S. 85.

Für die von Mai bis Oktober 1910 geplante XX. Ausstellung der von Max Liebermann geführten Berliner Secession stellen sich auch die "Brücke"-Künstler der Jury und werden mit anderen Künstlern, unter ihnen etwa Emil Nolde und Georg Tappert, ausjuriert. Max Pechstein gründet sogleich die Neue Secession und organisiert mit den "Zurückgewiesenen der Secession" – auch nicht zur "Brücke" gehörende Künstler – eine vom 15. Mai bis 15. Juli 1910 andauernde Gegenausstellung im Kunstsalon Maximilian Macht in Berlin. In dieser Aufregung lernt Pechstein den in Berlin lebenden Otto Mueller kennen, der ebenfalls ausjuriert ist und Interesse an der Künstlergruppe zeigt. Mit der Ausstellung der "Zurückgewiesenen" vollzieht sich auch in Berlin der Bruch mit den etablierten Kräften um Max Liebermann und seinem Sekretär, dem Kunsthändler Paul Cassirer. Pechstein erfasst mit der selbstbewussten Haltung seiner auf den Kampf konzentrierten Bogenschützin die Stimmung der kämpferischen Situation. Angespannt auf dem linken Knie kniend, den Bogen halb gespannt, zeichnet Pechstein die Statur einer kräftigen Amazone mit wehendem Haar und roten Lippen. Die angriffslustige Szene wird weiter bestimmt durch die Vielzahl von Schrifttypen, womit Pechstein die Information für das neue Format der Ausstellung und den Ort der Austragung bewirbt und quasi eine Marke der Neuen Sezession schafft. Der konservative Kunstkritiker Erich Vogeler vertritt die empört reagierende Öffentlichkeit im "Kunstwart": "Das Plakat der Ausstellung zeigt ein plumpes, nacktes Indianerweib, brutal hingefetzt, mit dem Bogen im Anschlag. Hier ist das Programm: Der Aufstand der primitiven rohen Kunstinstinkte wider die Zivilisation, die Kultur und den Geschmack der Kunst." (Erich Vogeler, in: Der Kunstwart, 1910, S. 314) [MvL]



427
Hermann Max Pechstein
Plakat: Kunstausstellung Zurückgewiesener der Secession Berlin, 1910.
Farblithografie, Druck in Schwarz, Rot und Grau
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inklusive Aufgeld)