Auktion: 528 / Klassische Moderne am 11.06.2022 in München Lot 446

 

446
Arthur Segal
Rückenakt, Um 1910.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)
Rückenakt. Um 1910.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert. 81 x 60 cm (31,8 x 23,6 in).

• Seltene, großformatige Aktdarstellung.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Segal ist einer der wenigen Künstler, die in Deutschland den Weg des Pointillismus und Divisionismus beschreiten und in ihre individuelle Sprache überführen.
• Unter Verwendung des Prinzips der prismatischen Zerlegung steigert Segal Licht und Farbe zu ihrer höchsten Intensität.
• Die Jahre 1910/11 sind geprägt von seinem inspirierenden Aufenthalt in Paris.
• Segal gilt als eine zentrale Figur der Avantgarden, beteiligt sich an Ausstellungen der Berliner Secession sowie der Neuen Secession, Herwarth Waldens wegweisender Galerie "Der Sturm", des Züricher Cabaret Voltaire sowie der Novembergruppe.
• Werke von Arthur Segal befinden sich u. a. in der Berlinischen Galerie, der Tate Modern, London, und dem Museum of Modern Art, New York
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Europa.
Privatsammlung Hessen (ca. 2017 erworben).

AUSSTELLUNG: Arthur Segal (1875-1944), Kölnischer Kunstverein, Köln / Haus am Waldsee, Berlin / Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg / Museo Comunale d'Arte Moderna, Ascona / Tel Aviv Museum, Tel Aviv, 6.9.1987-5.6.1988, S. 327, Nr. 93.
Frauenkörper - Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman, Kurpfälzisches Museum Heidelberg, 24.10.2021-20.2.2022, Kat.-Nr. 91 (m. ganzseitiger Farbabb. S. 205).

LITERATUR: Arthur Segal 1875-1944. A collection of drawings c. 1908-1918, bearb. von Richard Nathanson, Ausst.-Kat. Alpine Club London, London 1977, o. S. [S. 3-4].
Hermann Exner, Arthur Segal: Maler und Werk, Dresden 1985, S. 2-4.
Sammler-Journal. Kunst Antiquitäten Auktionen, Heft Januar 2022, Titelblatt (ganzseitige Farbabb.).

Der aus Rumänien stammende Arthur Segal ist einer der wenigen Künstler, die in Deutschland mit dem Pointillismus und Divisionismus französischen Ursprungs experimentieren. Aus einzelnen kurzen Pinselstrichen setzt er die Formen zusammen, die zwischen Kompaktheit und flirrender Auflösung oszillieren und so das Auge in Bewegung halten. Inspiriert war diese Bewegung von den Forschungen zur Optik und zur Physik des Lichts, das sich aus den einzelnen Spektralfarben zusammensetzt. Diese vibrierende Fragmentierung zeigt Segal auf vollendete Weise in der Aktfigur, die den eintreffenden Lichtstrahlen die helle Haut ihres Rückens darbietet. Hieraus ergibt sich ein prismatisches Lichtspiel, das Segal in den leuchtendsten Farben einfängt: in den türkisen, grünen, violetten, roten, gelben und orangenen Farbtupfen verwandelt er die helle Haut des gerundeten Rückens in ein schillerndes Juwel. Auch das weiße Tuch erweckt er durch die unterschiedlichen, zarten Grün- und Blautöne zu faszinierender koloristischer Dynamik, gesteigert noch durch den Kontrast des leuchtend roten Teppichs und des moosgrünen Hintergrundes, in den sich Spuren von Schwarz mischen. Licht und Schatten verwandeln sich in reine Farbe, bei deren Handhabung Segal gemäß den neoimpressionistischen Theorien auch auf deren Steigerung durch die Nebeneinandersetzung von Komplementärkontrasten setzt. Die Vibration des Lichts und der strichelnden Pinselführung beruhigt er durch die Reduktion des Motivs und der geschlossenen Haltung des Aktes, wodurch sich eine ausgewogene Harmonie zwischen Linie, Form und Farbe ergibt. Mit solch progressiven Werken wird deutlich, warum auch Segal sich vom traditionellen Kunstbetrieb Berlins, wo er 1892 sein Studium aufgenommen hatte, abwendet und sogar die mittlerweile als traditioneller erachtete Berliner Secession unter Max Liebermann verlässt. 1910 zählt er mit Max Pechstein und Georg Tappert zu den Mitbegründern der Neuen Secession, die die Moderne weiter vorantreiben und wesentliche Befürworter einer expressionistischen, ausdrucksstarken Malerei sind. Im selben Jahr reist Segal nach Paris, das zu der Zeit als fortschrittlichste der Kunstmetropolen Europas gilt, und stellt anschließend in der progressiven Berliner Galerie "Der Sturm" bei Herwarth Walden aus. Segal gilt als einer der Künstler, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sind und die Entwicklungen der Kunst interessiert und aufgeschlossen verfolgen. Nicht nur in diesem Akt zeigt sich sein Vermögen, neue Einflüsse zu entdecken, zu begreifen und auf individuelle Weise in das eigene Schaffen zu integrieren. [KT]



446
Arthur Segal
Rückenakt, Um 1910.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)