Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 300

 

300
Adolf Heinrich Lier
Ernte am Chiemsee, 1861.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inklusive Aufgeld)
Ernte am Chiemsee. 1861.
Öl auf Leinwand.
Mennacher 193. Rechts unten signiert und ortsbezeichnet "München". Verso auf dem Keilrahmen mit Sammlungsetikett und altem nummeriertem Etikett "95". 98 x 148,5 cm (38,5 x 58,4 in).

• Großformatiges, kompositorisch und technisch herausragendes Werk Liers.
• Lier gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Münchner Schule.
• Sommerliche Erntemotive gehören zu den gesuchtesten Landschaften des Künstlers.
• 14 Werke Liers befinden sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München
.

PROVENIENZ: Geheimer Kommerzienrat Adalbert Karl August Stier, Berlin (spätestens 1928 - 1934: Lepke Berlin).
Sammlung "Schwentz" (?), o. O. (1934 vom Vorgenannten erworben).
Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (mit dem Etikett).
Privatsammlung Bayern (2007 erworben).

LITERATUR: Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin, Gemälde neuerer Meister der Sammlung St., Berlin, alte und neuere Gemälde aus Privatbesitz: 25. April 1934, Los Nr. 37 (m. Abb. Taf. 4).
Neumeister Auktionshaus, München, Auktion 19.9.2007, Los 616 (m. Abb.).

Sommerliche Wärme und das goldene Leuchten der weiten Kornfelder werden in den Landschaften von Adolf Heinrich Lier zum bestimmenden Motiv. In der von zunehmendem Realismus geprägten Landschaftsmalerei der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich auch zunehmend das Motiv der Kornernte etabliert, in der zwischen der Landschafts-, Genre- und Figurenmalerei neue malerische Wege erkundet werden. Auch Lier, der zunächst in München bei Richard Zimmermann, anschließend bei Eduard Schleich studiert, reist 1861 nach Paris, um die neusten Entwicklungen der dortigen Landschaftsmalerei kennenzulernen. Vor Ort wenig begeistert, wirken die Eindrücke einer solch einfachen, ungekünstelten Herangehensweise wie der Schule von Barbizon jedoch nach der Rückkehr nach Deutschland umso stärker, wenngleich bei Lier der malerische den sozialen Aspekt eindeutig überwiegt. Grundlegend wird vielmehr eine farbharmonische Tonalität, die hier von hellem, warmen und sommerlichen Gelb bestimmt wird, gegenüber dem dunstigen transparenten Blau der in der Ferne auftauchenden Bergsilhouetten des Voralpenlandes sowie dem darunter liegenden See. Die imposanten, sich über den Himmel wölbenden Wolkenformationen greifen die kraftvolle und voluminöse Form der großen Bäume auf, die der Landschaft trotz des idyllischen Motivs eine imposante Weite und Größe verleihen. Die Figuren bleiben demgegenüber zwar einerseits klein, gehen aber in der präszisen Darstellung ihrer Tätigkeit und ihres Variantenreichtums über reine Staffage hinaus. Lier zeigt Frauen, Männer und Kinder bei ihrer Arbeit, die jeder Schwere und Mühseligkeit entbehrt, eingebettet in die warme und nährende Natur. Charakteristisch für Werke der Münchner Schule ist auch das langgezogene Format, das eine Weiterführung des Bildausschnittes über die Ränder hinaus vorstellbar macht und panorama-artige Weite suggeriert, die sich auch bis tief in den ausgedehnten Bildraum zieht. Mit seinen noch von einem gewissen romantisierenden Realismus geprägten Landschaften, im Übergang zu einem an Licht und Atmosphäre interessierten Vorimpressionismus wird Lier zu einer prägenden Figur der Münchner Landschaftsmalerei. [KT]



300
Adolf Heinrich Lier
Ernte am Chiemsee, 1861.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inklusive Aufgeld)