Auktion: 529 / Kunst nach 1945 / Contemporary Art am 10.06.2022 in München Lot 226

 

226
Rupprecht Geiger
685/74, 1974.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)
685/74. 1974.
Acryl auf Leinwand.
Dornacher/Geiger 664. Verso auf dem Keilrahmen signiert, zweifach mit den Maßangaben sowie einer Widmung versehen. Auf der umgeschlagenen Leinwand ein weiteres Mal signiert und mit der Werknummer "685/74" bezeichnet. 140,5 x 140,5 cm (55,3 x 55,3 in).
[AM].
• Seit 30 Jahren in Privatbesitz
• Der Farbe Pink kommt im Œuvre des Malers eine herausragende Bedeutung zu
• Rupprecht Geiger gehört zu den bedeutendsten Künstlern der deutschen Nachkriegsavantgarde
.

PROVENIENZ: Galerie Edith Wahlandt.
Privatsammlung Baden-Württemberg (1992 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Rupprecht Geiger, Ölbilder und Graphiken von 1950 bis 1982, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, 6.2.-25.4.1982, Kat.-Nr. 15 (auf dem Keilrahmen mit dem Ausstellungsetikett).

LITERATUR: Pia Dornacher, Julia Geiger, Rupprecht Geiger. Werkverzeichnis. Gemälde und Objekte Architekturbezogene Kunst, S. 240, Nr. 664 (o. Abb.).

"Farbe hat wie Licht Anspruch, in die Reihe der Elemente eingestuft zu werden – Feuer, Wasser, Luft, Farbe, Licht und Erde."

Rupprecht Geiger, zit. nach: Jürgen Morschel, Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1988/92, S. 2.

Die Farbe als eigenständiges sowie ausdrucksvolles Medium begleitet Rupprecht Geiger zeitlebens in seinem künstlerischen Schaffen und gibt diesem eine große Kontinuität. Sie wird zum zentralen Element und erfährt eine Befreiung von Form und Gestaltung. Auch das großformatige Werk "685/74" aus dem Jahr 1974 vereinigt diese zentralen Elemente von Geigers künstlerischem Verständnis in sich und ist den Farbfeldmodulationen der 1970er Jahren zuzuordnen.
Der 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geborene Rupprecht beginnt schon in den frühen 1920er Jahren mit dem Malen und Zeichnen. 1926 tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein und absolviert 1935 sein Examen zum Architekten, als welcher er bis 1962 nebenbei noch tätig war. Nach Kriegsende stellt er sein erstes abstraktes Bild 1948 im Pariser "Salon des Réalistes Nouvelles" aus und ist 1949 unter anderem neben Willi Baumeister und Fritz Winter Mitbegründer der Gruppe "ZEN 49". In den 1950er Jahren findet er zu seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen, die sein weiteres Schaffen prägen sollten und bereits 1959 stellt er erstmals auf der documenta in Kassel aus.
Rupprecht Geiger weiß um die Wirkung der Farbe auf die Betrachtenden: "Ich glaube an den psychologischen Effekt von Farbe auf den Menschen." (Rupprecht Geiger, zit. nach: Pinc kommt! Rupprecht Geiger, Dresden 2017, S. 26). Scheinbar freischwebende Farbflächen werden von ihm meisterhaft mit fein abgestufter Modulation in einer eindringlichen Farbintensität modelliert. Betrachtet man unser Werk wird man beinahe in die Farbe hineingezogen. Sie verändert sich vor den Augen und wird begleitet von einem intensiven Glühen sowie fortwährender Veränderung. Doch wird in unserem Werk der Farbton weicher, leichter und wirkt beinahe schwebend. Je nach Räumlichkeit und Lichteinfall verändert sich die vermittelte Stimmung. Unterschiedliche Assoziationen wie Macht, Liebe, Energie, Wärme und Kraft bespielen die scheinbar ereignislose monochrome Leinwand. Farbe ist also bei Rupprecht Geiger nicht nur Farbe, sondern sie entfaltet ihren eigenen Wirkungsraum, eröffnet eine besondere Ebene des Geistigen und zieht die Betrachtenden in ihren Bann. [AW]



226
Rupprecht Geiger
685/74, 1974.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inklusive Aufgeld)