Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 340

 

340
Charles-François Daubigny
Bords de l’Oise, Um 1870.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inklusive Aufgeld)
Bords de l’Oise. Um 1870.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen mit altem Siegel in Rot. 38 x 65 cm (14,9 x 25,5 in).

Mit einer Expertise von M. François Delestre, London/Paris, Oktober 2022. Das Werk wird in den zweiten Ergänzungsband des Catalogue raisonné aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Bayern.
Privatsammlung Baden-Württemberg (1979 vom Vorgenannten erhalten).

Ein Großteil des Schaffens von Charles-François Daubigny entwickelt sich im Dialog mit der Oise, einem in Belgien entspringenden, malerischen Fluss, der nördlich von Paris schließlich in die breitere Seine mündet. In Paris ansässig, stellt Daubigny ab 1838 regelmäßig im Salon aus. Eine erste Landschaft aus Barbizon, wo er sich der Künstlergemeinschaft angeschlossen hatte, folgt 1844. Vor allem Camille Corot bewundert Daubigny sehr und mit ihm verbindet ihn später eine Freundschaft. In der sogenannten Schule von Barbizon entwickelt sich eine neue Landschaftsauffassung, in der romantische und realistische Elemente harmonisch zusammenfließen. Wundervoll zu beobachten ist dies in den kleinen Gemälden Daubignys. Eine fließende Ruhe und lyrische Atmosphäre entsteht in seinen Flusslandschaften, die er als einer der ersten unmittelbar vor dem Motiv anfertigt. Dafür richtet er sich ein kleines Atelierboot ein, getauft „Le Botin“, mit dem er auf der Oise zwischen Cergy, Pontoise, Valmondois und L’Isle Adam zu den unterschiedlichsten Tages- und Jahreszeiten unterwegs ist. Daneben bewohnt er ein Haus mit Atelier in Auvers-sur-Oise. An der Oise findet er zu einer sehr lockeren und freien Malweise, die mit ihrem Interesse an Atmosphäre, Licht und Wetterstimmungen zum Impressionismus hinzuführen beginnt. Als Mitglied der im Allgemeinen eher konservativen Salon-Jury ab 1866 spricht er sich für die Malerei der jüngeren Generation des Realismus und Impressionismus aus, bis die wiederholte Ablehnung der Werke Claude Monets ihn dieses Amt aufgeben lässt. An der ersten Ausstellung der Impressionisten 1874 nimmt Daubigny allerdings nicht teil und präsentiert seine Werke weiterhin im offiziellen Salon. Paul Cézanne, Claude Monet, Auguste Renoir und Vincent van Gogh bringen seiner Malerei, der ein gedämpfter, poetischer Zauber und eine berührende Intimität innewohnt, große Wertschätzung entgegen. [KT]



340
Charles-François Daubigny
Bords de l’Oise, Um 1870.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inklusive Aufgeld)