Auktion: 533 / Modern Art Day Sale und Sammlung Hermann Gerlinger am 10.12.2022 in München Lot 516

 

516
Emil Nolde
Tulpen, 1940er.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 93.750

(inklusive Aufgeld)
Tulpen. 1940er Jahre.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 35,5 x 47,2 cm (13,9 x 18,5 in), blattgroß.


• Lockere und zugleich spannungsreiche Komposition in feinsinnig abgestimmtem Kolorit.
• Emil Nolde gilt als einer der größten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts.
• Die Blumenarrangements gehören zu den gefragtesten Sujets im Œuvre des Künstlers
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 15. Oktober 2001.

PROVENIENZ: Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde.
Galerie Margaret Heuser, Düsseldorf.
Privatsammlung Wuppertal (2005 von Vorgenannter erworben).
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (durch Erbschaft von Vorgenanntem).

"Die blühenden Farben der Blumen und die Reinheit dieser Farben, ich liebte sie. Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend. Nicht immer ist unser Menschenschicksal ebenso folgerichtig und schön [..]."
Emil Nolde, zit. nach: Martin Urban, Emil Nolde. Blumen und Tiere. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1965, S. 7–8.

Die Grundlage für Emil Noldes Liebe zur Flora und Fauna ist in seiner Kindheit als Sohn eines norddeutschen Bauern zu finden. Schon früh geht er der Mutter im Garten zur Hand und seine ersten Malversuche zeigen Blumen und Gärten. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer 1884–1888 in Flensburg zieht es ihn für eine Lehrstelle im gewerblichen Zeichnen nach St. Gallen. Die Schweizer Berglandschaft unterscheidet sich stark zum Flachland des deutsch-dänischen Grenzgebiets, doch die Naturverbundenheit Noldes bleibt in seinen hier entstehenden Landschaftsaquarellen und den Darstellungen der hiesigen Bauern unverkennbar. Trotz Ablehnung der Akademie steht sein Entschluss fest, sich als Maler zu etablieren, und er findet u. a. durch die private Malschule Adolf Hölzels in Dachau, den Besuch der Académie Julian im Paris der Jahrhundertwende sowie die Erlebnisse im Berliner Großstadtleben zu seinem eigenen Stil. Nach Sommeraufenthalten in Föhr gewinnt die Landschaft ab 1916 in seinem Œuvre vermehrt an Bedeutung und insbesondere nachdem er 1927 das Gelände in Seebüll erwirbt und sich mit seiner Frau Ada dauerhaft im Nordfriesischen niederlässt, nehmen die Blumenstillleben einen besonderen Rang ein. Während er in seinen frühen Blumenbildern noch eine scheinbar unendliche Fülle an Blütenpracht in Öl auf Leinwand zu fassen versucht, erscheinen seine späteren Aquarelle als wahrhafte Zeugen der Natur. Meist arbeitet Nolde in seiner typischen Technik des Nass-in-Nass-Malens direkt inmitten seines eigens angelegten Gartens in Seebüll. Der Gestaltung dieses Gartens schenkt er besondere Aufmerksamkeit. Erste Entwürfe werden von Nolde verworfen, bis er aus den Initialen von ihm und seiner Frau, E und A, den Grundriss des neuen Gartens gestaltet, verbunden durch ein kleines Wasserspiel. Dies zeigt die tiefe Bedeutung des Gartens für den Künstler. Er wird zum Quell unerschöpflicher Inspiration. Eine ausgewogene und frohe Farbkomposition zeichnet auch das Tulpenarrangement aus. Strahlend und in einem virtuos komponierten Durcheinander recken sie ihre Köpfe in den sonnig-gelben Hintergrund und werfen ihre Schatten. Der spontane Eindruck eines Frühlingstages in Seebüll wird so auch für die Betrachtenden spür- und beinahe erlebbar. Die Liebe Noldes zur Natur findet hier ihren Ausdruck, sie sollte ihn sein ganzes Leben lang begleiten. [AW]



516
Emil Nolde
Tulpen, 1940er.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 93.750

(inklusive Aufgeld)