Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 356

 

356
Henry Moret
La baie de Merrien, 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 70.000

(inklusive Aufgeld)
La baie de Merrien. 1900.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich betitelt sowie verschiedentlich nummeriert, mit altem nummeriertem, beitelten und bezeichnetem Etikett sowie typografisch nummeriertem Etikett "889.". 50,5 x 61,5 cm (19,8 x 24,2 in).

• Leuchtende, von avantgardistischen Prinzipien des Neoimpressionismus beeinflusste Küstenlandschaft
• Moret vebringt ab 1880 den Sommer in der Bretagne und schließt sich Gauguin und der Schule von Pont-Aven an
• Der bedeutende Galerist der Impressionisten, Paul Durand-Ruel schließt mit ihm einen Exklusivvertrag
• Bretonische Landschaften Morets befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen, u.a. in der Eremitage, Sankt Petersburg, dem Boston Museum of Art, der National Gallery, Washington sowie dem Musée d'Orsay, Paris
.

Mit einer schriftlichen Bestätigung von Herrn Jean-Yves Rolland, Paris, November 2022. Das Werk wird in den in Bearbeitung befindlichen Catalogue raisonné Henri Moret aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie für Alte und Neue Kunst Alexander Gebhardt, München.
Privatsammlung Baden-Württemberg (1973 vom Vorgenannten erworben).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts rückt die Bretagne als abgelegener, urwüchsiger und wildromantischer Landstrich in das Motivrepertoire derjenigen Künstler, die sich abseits des akademischen Salonbetriebs positionieren. Neben den klassischen Landschaftsmotiven bieten sich hier neue, bisher unentdeckte Ansichten rauher, unmittelbarer Natur und atmosphärische Licht- und Wetterstimmungen, hinzu kommen die oft niedrigen Lebenshaltungskosten im Vergleich zur Metropole Paris. Bekanntheit erlangt der abgelegene Landstrich in avantgardistischen Kreisen durch Paul Gauguin, der sich hier ab 1886 im kleinen Fischerdorf Pont-Aven aufhält. Moret hatte bereits zuvor in der Bretagne seinen Militärdienst geleistet und anschließend an der Pariser Akademie in den Ateliers der bedeutenden Salonmaler im historischen Genre Jean-Léon Gérôme und Jean-Paul Laurens studiert. 1880 wird ein erstes Landschaftsgemälde mit bretonischem Küstenmotiv im Salon des artistes français angenommen. Er kehrt im foglenden Jahr in die Bretagne zurück und bezieht Quartier in Le Pouldu, um sich fortan fast ausschließlich dieser Region zu widmen. Als Gauguin 1888 mit einigen Schülern den Sommer in Pont-Aven verbringt, schließt er sich ihnen an, lässt sich allerdings schließlich ab 1894 für Malaufenthalte dauerthaft in Doëlan nieder, während andere nach Paris zurückkehren. Ein fester Vertrag mit dem bedeutendsten Galeristen der Impressionisten, Paul Durand-Ruel verleiht ihm berufliche Stabilität. So entsteht ein in sich geschlossenes und zugleich in seinem koloristischen Ausdruck prismatisch leuchtendes Werk mit Themen wie den auch von Gauguin in den Blick genommenen Tang sammelnden Bretoninnen, Fischerbooten und schroffen Klippen mit Blick auf die Wildheit und Weite des Atlantiks. Malerisch erschließt er die Region Finistère am Ende des Landes, und wählt Motive über Moëlan, Pont-Aven, Belon, Brigneau und Ouessant. Ganz der impressionstischen Lockerheit in der Faktur sowie in Ansätzen der neoimpressionistischen Farbzergliederung verpflichtet, sind Morets bretonische Küstenlandschaften von einer eindrucksvollen Intensität, mit der er auf besondere Weise den Charakter dieser einzigartigen Region einfängt. [KT]



356
Henry Moret
La baie de Merrien, 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 70.000

(inklusive Aufgeld)