Marie Egner gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen Österreichs des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach erstem Zeichenunterricht in Graz macht sie sich auf an die besonders im Fach der Landschaftsmalerei hochrenommierte Düsseldorfer Kunstakademie, an der sie 1872-75 im Atelier von Carl Jungheim studiert. Anschließend lässt sie sich in der Kunstmetropole Wien nieder und eröffnet eine private Malschule. Mit Emil Jakob Schindler und dessen Schüler:innen Carl Moll und Olga Wisinger-Florian malt sie in den Sommermonaten auf Schloss Plankenberg in Niederösterreich. Reisen führen die mittlerweile in der Landschaftsmalerei versierte Künstlerin nach Dalmatien, Griechenland, Italien, England und in die Niederlande. Besonders an ihren Werken ist vor allem die ungewöhnliche und besondere Blickführung, die den individuellen und überraschenden Betrachterstandpunkt betont. Hier nähert sie sich vom Boot aus der kleinen Klosterinsel San Lazzaro degli Armeni, die unmittelbar im Westen vor dem Lido gelegen ist. Sie gehört zu den Künstlerinnen, die sich mutig dem Impressionismus in Licht und Duktus öffnen und diesen um ein stimmungsvolles Element, oftmals hervorgehend aus einer tonig-gedämpften Farbpalette, bereichern. Sie stellt erfolgreich u.a. im Wiener Künstlerhaus, der Wiener Secession sowie bei der von ihr mitbegründeten Gruppe "Acht Künstlerinnen" aus. Gemälde der Künstlerin waren zuletzt 2019 in der Ausstellung "Stadt der Frauen: Künstlerinnen in Wien, 1900-1938" im Unteren Belvedere in Wien zu sehen. [KT]