Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 339

 

339
Anselm Feuerbach
Landschaft, Felsgestein, Um 1857/58.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inklusive Aufgeld)
Landschaft, Felsgestein. Um 1857/58.
Öl auf Leinwand.
Ecker 293. 74 x 62 cm (29,1 x 24,4 in).

PROVENIENZ: Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin.
Privatsammlung Bayern (seit den 1920er Jahren in Familienbesitz).

LITERATUR: Hermann Uhde-Bernays, Feuerbach: beschreibender Katalog seiner sämtlichen Gemälde, München 1929, Nr. 158 (m. Abb.).
Fotokonvolut: Wolfgang Gurlitt-Archiv, Bildarchiv Foto Marburg, Bilddatei-Nr. fm145146 (www.bildindex.de/document/obj20418121).

Anselm Feuerbach erreicht in den 1870er Jahren große Bekanntheit als Vertreter einer neuen Schule mythologisch-literarischer Historienmalerei, wie sie neben ihm die sogenannten Deutschrömer Arnold Böcklin und Hans von Marées aus der Taufe heben. Großformatige Bilder wie „Medea“ (1870, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München) oder „Iphigenie“ (1871, Staatsgalerie Stuttgart) überführen die Grandiosität und Erhabenheit, die er in seiner Wahlheimat Rom gefunden zu haben meint, in ihr visuelles Äquivalent. Während seiner ersten Studienjahre an der Düsseldorfer Akademie begegnet er Größen wie dem aus dem Umkreis der Nazarener geprägten Wilhelm von Schadow, und dem Vorbild romantischer Landschaftsmalerei Johann Wilhelm Schirmer. Künstlerisch prägend ist für ihn ebenso die Zeit im Pariser Atelier des Historienmalers Thomas Couture. 1855 reist Feuerbach über Venedig nach Rom, wo er sich bis 1872 mit nur vereinzelten kurzen Unterbrechungen aufhält. Feuerbach ist ebenso auf der Suche nach einer Idealität und dem Fortwirken antiker Erhabenheit, wie er sie in den italienischen Menschen – wie insbesondere seiner über alles verehrten Muse Nanna – aber auch in der seit Jahrhunderten dort existierenden Natur zu finden glaubte. So entstehen auch einige Landschaften von mysteriöser Wirkung. Menschenleer und trotzdem auf seltsame Art beseelt in seiner zerfurchten und verschatteten Struktur, in der Hitze vor dem blauen Himmel aufragend scheint der zerklüftete Fels ideale Heimstätte für Wald- und Naturgeister wie Faune und Dryaden. Feuerbachs derzeitige römischer Malerkollege Arnold Böcklin führt diese Vorstellung 1858/1860 mit dem im Schilff versteckten oder aus dem Gestein auftauchenden Pan, einen Hirten erschrecken, malerisch aus. (Neue Pinakotheks sowie Sammlung Schack, München). Im schattigen Gras am Boden liegend und beobachtend, scheint man als Betrachter:in nur auf das Auftauchen der Naturwesen zu warten. Die Landschaft wird – ähnlich wie Feuerbachs Vorgehen in seinen Historiengemälden – trotz ihrer ruhenden Monumentalität zum bewegten Gefühlsträger, in dem sich die Empfindungen des Realen mit dem Idealen und der Imagination zu vermischen beginnen. [KT]



339
Anselm Feuerbach
Landschaft, Felsgestein, Um 1857/58.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inklusive Aufgeld)