Auktion: 539 / Modern Art Day Sale am 10.06.2023 in München Lot 388

 

388
Josef Scharl
Zwei Herren im Frack, 1927.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 35.000 - 45.000
+
Zwei Herren im Frack. 1927.
Öl auf Leinwand.
Firmenich/Lukas 93. Rechts oben signiert und datiert. 75 x 60 cm (29,5 x 23,6 in).
[JS].
• Scharls sezierende Gesellschaftsbilder der Goldenen Zwanziger gehören zu den absoluten Höhepunkten seines Schaffens.
• Mehrfigurige Arbeiten aus dieser Schaffenszeit sind selten und gelten auf dem internationalen Auktionsmarkt als die gefragtesten Werke des Künstlers.
• Gemälde aus dem Frühwerk befinden sich in zahlreichen bedeutenden Sammlungen, wie u. a. der Nationalgalerie Berlin, dem Städel Museum, Frankfurt a. Main, und dem Lenbachhaus München.
• Zuletzt waren Arbeiten Scharls in der Ausstellung "Kunst und Leben 1918 bis 1955" (15.10.2022-16.4.2023) im Lenbachhaus München u. a. neben Werken von George Grosz, Karl Hubbuch, Karl Hofer und Christian Schad zu sehen
.

PROVENIENZ: Familie des Künstlers.
Galerie Nierendorf, Berlin (um 1971 von Vorgenannter in Kommission genommen, verso mit der Inventar-Nr.).
Privatsammlung (um 1999).
Galerie Levy, Hamburg.
Privatsammlung Norddeutschland (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Josef Scharl, Pavillon im Alten Botanischen Garten, München, 3.-25.1.1953.
Josef Scharl zum 75. Gedächtnisausstellung, 1.11.1971-12.1.1972, Kat.-Nr. 9 (m. Abb. S. 8).

Aufrufzeit: 10.06.2023 - ca. 15.27 h +/- 20 Min.

Scharl ist ein Menschenmaler, dessen besondere malerische Qualität sich zum einen in seinen starken Charakterporträts entlädt, die einfache Arbeiter und Soldaten in ihrer vom Leben oder vom Tod geschundenen Körperlichkeit mit ungeschönter Direktheit zeigen. Zum anderen aber zeigt sich diese malerische Meisterschaft in seinen wunderbaren mehrfigurigen Gesellschaftsgemälden der Goldenen Zwanziger. Diese Abendgesellschaften, die häufig wohlhabende Männer im Frack zeigen, wirken wie ein glanzvoller, fast dekadenter Gegenpol zu den geschundenen Physiognomien, die uns in seinen Arbeitergemälden gegenübertreten. Im typischen Stil der 1920er Jahre hat Scharl in "Zwei Herren im Frack" zwei männliche Charaktere der Weimarer Republik in seinem typischen bewegten, von van Gogh inspirierten Pinselstrich auf die Leinwand gesetzt. Scharls sezierende Gesellschaftsbilder dieser Jahre wie das vorliegende Gemälde "Zwei Herren im Frack" oder "Blinder Bettler im Café" (1927, Kunsthalle Emden), "Drei Korporierte (Larven)" (1925, Lenbachhaus München) gehören zu dem Besten, was Scharls malerisches Werk zu bieten hat. Einzigartig ist Scharls klar-bewegter Stil dieser Jahre, der Elemente des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zusammenführt. Und so überrascht es nicht weiter, dass das vier Herren im Frack zeigende Gemälde "Konferenz/Die Gruppe" (1927) und die Gesellschaftsstudie "Der Abend" (1925) auf dem internationalen Auktionsmarkt als die beiden aktuellen Höchstzuschläge des Künstlers verzeichnet sind. In den 1920er Jahren ist Scharl auf dem Höhepunkt seines Schaffens, er schließt sich der Künstlervereinigung "Neue Münchner Sezession" und den "Juryfreien" an und beteiligt sich erfolgreich an deren Ausstellungen. Mit der beginnenden nationalsozialistischen Kulturpolitik kommt es in den 1930er Jahren bereits zu einer entscheidenden Wende: Verkäufe und Ausstellungsbeteiligungen nehmen ab, die finanzielle Lage Scharls spitzt sich zu und ihm wird ein Malverbot auferlegt. Trotzdem ermöglicht ihm Karl Nierendorf 1935 noch eine Einzelausstellung. Eine Einladung des Museums of Modern Art in New York, gemeinsam mit Beckmann, Scholz, Heckel und Hofer an einer internationalen Ausstellung teilzunehmen, bestärkt Scharls Auswanderungspläne und er emigriert schließlich 1939 nach Amerika. [JS]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Josef Scharl "Zwei Herren im Frack"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.